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KIRCHE/1622: Delegation der Evangelischen Kirche kehrt aus Sudan und Südsudan zurück (EKD)


Evangelische Kirche in Deutschland - Pressemitteilung vom 21.06.2014

EKD-Delegation kehrt aus Sudan und Südsudan zurück



Eine Delegation der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), hat Christinnen und Christen im Südsudan und Sudan besucht. Die Pastoralreise vom 16. bis 21. Juni 2014 führte unter Leitung des Vorsitzenden des Rates der EKD, Nikolaus Schneider, zu ökumenischen Partnern und Kirchengemeinden sowie öffentlichen und zivilgesellschaftlichen Akteuren in der Krisenregion. "Wir wollen die Christen im Südsudan und im Sudan mit unserem Pastoralbesuch wissen lassen, dass sie nicht vergessen sind", betonte Schneider.

"Der kürzlich geschlossene Waffenstillstand zwischen den Konfliktparteien im Südsudan ist mehr als zerbrechlich", sagte Schneider. Es sei allerdings ein ermutigendes Zeichen, dass die Kirchen im Südsudan sich erfolgreich in den Vermittlungsprozess eingeschaltet haben. Die Gefahr einer Ausweitung des Bürgerkriegs sei jedoch noch nicht gebannt, die humanitäre Lage katastrophal und in der jetzt beginnenden Regenzeit drohten in weiten Teilen der Bevölkerung Hungersnot. Außerdem werde von ersten Opfern einer beginnenden Choleraepidemie berichtet, so der Ratsvorsitzende.

ln Gesprächen im sudanesischen Karthum hat sich die EKD-Delegation für die zum Tode verurteilte Christin, Mariam lbrahim, eingesetzt. Außerdem wurden in Gesprächen mit dem Kirchenrat im Sudan die Auswirkungen der zunehmend eingeschränkten Religionsfreiheit in einem sich weiterhin islamisierenden Land an vielen konkreten Beispielen thematisiert. Kirchen und Bibelschulen wurden zerstört, die Religionsausübung durch Gottesdienstbesuch an christlichen Feiertagen wie Weihnachten und Ostern ist nicht länger geschützt, die Möglichkeiten, den christlichen Glauben zu leben, werden eingeschränkt. Gespräche mit Frauen im Sudan machten der Delegation deren besondere Gewalt- und Diskriminierungserfahrungen deutlich. Die Pastoralreise war der Anlass, dass zum ersten Mal seit der Teilung des Landes vor drei Jahren Frauen aus allen Gebieten, Ethnien und Denominationen des Landes zu einem gemeinsamen Treffen kamen. Dies wurde als erster Schritt gesehen, die für beide Länder so wichtige Friedensarbeit wieder aufzunehmen. Der EKD-Delegation wurde dabei noch einmal deutlich, wie sehr der gegenwärtige Krieg in Dafur, Südkordofan, am Blauen Nil und in den Nuba-Bergen aus dem Bewusstsein der internationalen Öffentlichkeit verschwunden ist.

Im Mittelpunkt der Begegnungen im christlich geprägten Südsudan stand die Unterstützung der dortigen Kirchen in ihrem Bemühen um Versöhnung und Begleitung eines erfolgversprechenden Friedensprozesses. Daneben wurden Fragen der humanitären Hilfe für die vom Bürgerkrieg betroffene Bevölkerung erörtert. Die EKD-Delegation traf in der südsudanesischen Hauptstadt Juba vor allem mit am Friedensprozess beteiligten Vertretern der Kirchen zusammen. Im Südsudan sind seit dem Ausbruch des Bürgerkriegs im Dezember vergangenen Jahres mehr als zehntausend Menschen ums Leben gekommen. Die Zahl der Vertriebenen wird mit über einer Million beziffert. EKD-Ratsvorsitzender Schneider: "Die Menschen im Südsudan bleiben dringend auf unsere Unterstützung und Hilfsleistungen angewiesen."

Das evangelische Hilfswerk Brot für die Welt und die Diakonie Katastrophenhilfe fördern in der Krisenregion lokale Projekte. Im Südsudan verteilen Hilfskräfte mit Unterstützung der Diakonie Katastrophenhilfe Planen, Decken, Kochgeschirr und anderen Bedarf, um die Not der Vertriebenen zu lindern. Besonders wichtig für das Überleben der Flüchtlinge ist der Zugang zu sauberem Trinkwasser und Hygiene. Denn unter den katastrophalen sanitären Bedingungen wächst die Gefahr, dass sich Krankheiten wie Cholera verbreiten. Im Sudan werden Projekte lokaler Partner zur gemeinwesenbasierten Konfliktbearbeitung und zur Förderung von Kleingewerbe, Kleinhandel und Alphabetisierung unterstützt. Die örtlichen Kirchen sind wichtige Gesprächspartner.

Der Ratsvorsitzende der EKD, Nikolaus Schneider, wurde auf der Pastoralreise begleitet von Bischöfin Petra Bosse-Huber (Kirchenamt der EKD, Hauptabteilung Ausland und Ökumene), Ratsbeauftragter Volker Faigle (Beauftragter des Rates der EKD für den Südsudan und Sudan), Oberkirchenrat Klaus Burckhardt (Kirchenamt der EKD, Afrikareferat) und Frau Marina Peter (Ökumenisches Netzwerk für den Südsudan und Sudan). Ökumenischer Gast der Delegation war der Beauftragte der Allafrikanischen Kirchenkonferenz am Sitz der Afrikanischen Union, Pfarrer lteffa Gobena Molte, Addis Abeba.

Hannover, 21. Juni 2014

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Quelle:
Pressemitteilung 120/2014 vom 21.06.2014
Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), Pressestelle
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Juni 2014