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KIRCHE/1664: Maria von Magdala geht - Die katholische Kirche bleibt zurück (IKvu)


Ökumenisches Netzwerk

Initiative Kirche von unten (IKvu)

Maria von Magdala geht - Die katholische Kirche bleibt zurück

Köln, Dezember 2014



Seit 27 Jahren war die Initiative "Maria von Magdala - Gleichberechtigung für Frauen in der Kirche" ein treibendes Element in der katholischen Kirchenreformbewegung. Klar und kompromisslos forderten ihre etwa 200 Mitgliedsfrauen neben der Änderung des Frauen- und Gottesbildes die völlige rechtliche Gleichstellung der Frauen in der römisch katholischen Kirche: nicht nur mehr Mitsprache und Anerkennung ihrer unverzichtbaren Mitarbeit in der Kirche, sondern die Zulassung zum Priesteramt.

Mit ihren Demonstrationen bei Bischofskonferenzen und Priesterweihen, ihren Briefen an die deutschen Bischöfe, ihrer Präsenz auf Katholiken- und Kirchentagen, ihren Vorträgen und Aktionen in Pfarrgemeinden und ihrer feministisch-theologischen Arbeit haben die Maria-von-Magdala-Frauen Spuren hinterlassen. "Dass Frauen Diakoninnen und Priesterinnen sein können und sollten, denkt heute die überwiegende Mehrheit der katholischen Gläubigen, denken auch viele Priester", stellt Dr. Irmgard Kampmann, langjährige Vorstandsfrau des Vereins, fest. Die Kirchenleitung in Rom hat sich diesem Ruf nach einer gerechten Kirche jedoch zunehmend verschlossen. Auch Papst Franziskus hält die Frauenfrage in der katholischen Kirche für endgültig entschieden und wird hier keine Änderung vornehmen. Das lässt sich deutlich aus seinen Aussagen entnehmen.

Es ist vor allem diese unverändert überhebliche Haltung Frauen gegenüber, die die katholische Kirche an den Rand der modernen Gesellschaften gebracht hat. Die Maria-von-Magdala-Frauen, älter geworden und ohne Nachwuchs jüngerer Frauen, die noch Zeit und Kraft in die Veränderung verhärteter Strukturen stecken mögen, haben nun beschlossen, den Verein aufzulösen und ihre Kraft anderen Anliegen zufließen zu lassen, die mit mehr Aussicht auf Erfolg dem Leben dienen. Zum Ende dieses Jahres wird es den Verein Maria von Magdala - Initiative Gleichberechtigung für Frauen in der Kirche e.V. nicht mehr geben. Die römisch- katholische Kirche ist um eine prophetische Stimme ärmer geworden.


Informationen:

Die Initiative Maria von Magdala wurde im März 1997 in Münster mit dem Ziel gegründet, die Situation der Frauen in der (röm.-kath.) Kirche grundlegend zu verbessern und eine erneuerte Kirche anzustreben, in der Frauen und Männer in allen Belangen gleichberechtigt sind.

Das bedeutet:

  • Rechtlich verankerte Gleichstellung der Frauen in der (röm.-kath.)Kirche
  • Zugang von Frauen zu allen kirchlichen Ämtern sowie zu allen Beratungs- und Entscheidungsgremien der Kirche
  • Aufhebung der ausschließlichen Bindung von Entscheidungsbefugnis an die Ordination
  • Chancengleichheit und Gleichberechtigung für Theologinnen an allen theologischen Fachbereichen und Fakultäten
  • Weckung und Stärkung des Bewusstseins der Frauen von ihrer Würde als Abbild Gottes
  • Veränderung des Gottesbildes. das auf männliche Bilder und Sprache festgelegt ist
  • Einführung der Praxis einer frauengerechten Sprache und Liturgie
  • Aufarbeitung und Überwindung frauendiskriminierender Traditionen in der Kirche (§ 3,1 der Satzung)

Das haben wir mit Tagungen, Öffentlichkeitsarbeit, Aktionen und Veröffentlichungen zu erreichen versucht.

Heute

  • reden und denken wir von Gott nicht mehr nur in männlichen Bildern,
  • wurden liturgische Lieder und Texte überarbeitet,
  • gibt es Frauen in der Lehre, wenn auch immer noch erschreckend wenige,
  • befürworten mehr als 70 % der Katholikinnen und Katholiken die Ordination von Frauen zu Priesterinnen und Diakoninnen.

Die Festlegung des Kirchenrechts, das Frauen den Zugang zu den Weiheämtern und damit zur wirklichen Teilnahme an Entscheidungen verwehrt, hat weiterhin Bestand. Die Männer im Vatikan suchen gegen alle Vernunft immer noch unsägliche Gründe gegen die Ordination von Frauen. Sie übersehen dabei, dass zumindest im europäisch denkenden Raum nicht nur immer weniger Männer Priester werden wollen, sondern auch das Interesse von Frauen schwindet - nicht nur am Amt, auch an der Kirche überhaupt - und daher auch an unserer Initiative für die Gleichberechtigung der Frauen in der Kirche.

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Quelle:
Ökumenisches Netzwerk
Initiative Kirche von unten (IKvu)
Oscar-Romero-Haus, Heerstraße 205, D-53111 Bonn
Internet: www.ikvu.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Dezember 2014


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