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KIRCHE/517: Christlicher Verhaltenskodex zur Bekehrung in Arbeit (ÖRK)


Ökumenischer Rat der Kirchen - Pressemitteilung vom 6. August 2007

Christlicher Verhaltenskodex zur Bekehrung in Arbeit


Evangelikale und Pfingstkirchen beteiligen sich erstmals an einer Konsultation über Bekehrung im Rahmen des gemeinsamen Studienprozesses von Vatikan und Ökumenischem Rat der Kirchen (ÖRK). Die Konsultation in Toulouse vom 8. bis 12. August vollzieht damit einen weiteren Schritt hin zu dem Ziel eines gemeinsamen Verhaltenskodex für Bemühungen, Menschen zum Christentum zu bekehren.

Der dreijährige gemeinsame Studienprozess, der nun in die zweite Phase geht, hatte im Mai letzten Jahres mit einer Tagung begonnen, die bekräftigte, dass Religionsfreiheit als Menschenrecht grundsätzlich nicht zur Disposition stehen dürfe und alle Menschen jederzeit auf dieses Recht Anspruch hätten. Gleichzeitig wurde betont, "die Fixierung darauf, andere zu bekehren" müsse überwunden werden.

An der ersten Begegnung waren Angehörige unterschiedlicher Glaubensrichtungen beteiligt. Die zweite Studienphase widmet sich nun im Rahmen einer hochrangig besetzten theologischen Konsultation dem innerchristlichen Gespräch. Das Treffen am Institut de Science et de Théologie des Religions (Institut für Religionswissenschaft und -theologie) im französischen Toulouse steht unter dem Motto: "Auf dem Weg zu einem ethischen Bekehrungsansatz - das christliche Zeugnis in einer multireligiösen Welt".

Etwa 30 katholische, orthodoxe, evangelische, pfingstkirchliche und evangelikale Theologen/innen und Kirchenvertreter/innen wollen sich in Toulouse damit auseinandersetzen, wie ein gemeinsamer Verhaltenskodex zur Frage der Bekehrung aus christlicher Sicht aussehen sollte.

"Das Thema Bekehrung wird nicht nur auf der interreligiösen Ebene kontrovers diskutiert. Ebenso umstritten ist es in den innerchristlichen Beziehungen", so Pfr. Dr. Hans Ucko, ÖRK-Referent für interreligiöse Beziehungen und interreligiösen Dialog: "In Lateinamerika verursacht es Spannungen zwischen der römisch-katholischen Kirche und der Pfingstbewegung, in anderen Regionen fühlen sich die orthodoxen Kirchen häufig von bestimmten protestantischen Missionsorganisationen 'bedrängt'."

"Oft hört man die Unterstellung, Christen wollten anderen Christen 'Schafe stehlen'. Daher werden wir uns höchstwahrscheinlich mit dieser Problematik befassen. Hierzu bietet die Konsultation in Toulouse Gelegenheit", erklärt Ucko.

Folgende Referenten werden bei der Konsultation erwartet: Prof. Dr. Thomas Schirrmacher, Weltweite Evangelische Allianz (WEA); Bischof Dr. Tony Richie, Kirche Gottes (pfingstlich); P. Dr. Fiorello Mascarenhas, SJ (römisch-katholische Kirche); Pfr. Dr. Hermen Shastri (ÖRK). Der katholische Erzbischof von Toulouse, Robert Le Gall, wird ebenfalls an der Konsultation teilnehmen.

Das dreijährige Studienprojekt, das gemeinsam vom Päpstlichen Rat für den interreligiösen Dialog und dem ÖRK-Programm für interreligiösen Dialog und interreligiöse Zusammenarbeit durchgeführt wird, trägt den Titel "Interreligiöse Reflexion zur Bekehrungsfrage: Vom Gegensatz zum gemeinsamen Verhaltenskodex". Das Projekt wurde im Mai 2006 in Lariano/Velletri bei Rom eröffnet und verfolgt das Ziel, bis zum Jahr 2010 einen gemeinsam getragenen christlichen Verhaltenskodex zur Bekehrung vorzulegen.

Weitere Informationen zum Studienprozess, einschließlich des Berichts der ersten Tagung (nur in englischer Sprache):
http://www2.wcc-coe.org/pressreleasesge.nsf/index/pu-06-04.html

ÖRK-Büro für interreligiöse Beziehungen und interreligiösen Dialog:
http://wcc-coe.org/wcc/what/interreligious/index-g.html

Päpstlicher Rat für den interreligiösen Dialog:
http://www.vatican.va/roman_curia/pontifical_councils/interelg/index_ge.htm

Institut de Science et de Théologie des Religions (ISTR), Toulouse (in englischer Sprache):
http://www.ict-toulouse.asso.fr/istr/site/047.html


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Der Ökumenische Rat der Kirchen fördert die Einheit der Christen im Glauben, Zeugnis und Dienst für eine gerechte und friedliche Welt. 1948 als ökumenische Gemeinschaft von Kirchen gegründet, gehören dem ÖRK heute mehr als 347 protestantische, orthodoxe, anglikanische und andere Kirchen an, die zusammen über 560 Millionen Christen in mehr als 110 Ländern repräsentieren. Es gibt eine enge Zusammenarbeit mit der römisch-katholischen Kirche. Der Generalsekretär des ÖRK ist Pfr. Dr. Samuel Kobia, von der Methodistischen Kirche in Kenia. Hauptsitz: Genf, Schweiz.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 6. August 2007
Herausgeber: Ökumenischer Rat der Kirchen (ÖRK)
150 rte de Ferney, Postfach 2100, 1211 Genf 2, Schweiz
E-Mail: ka@wcc-coe.org
Internet: www.wcc-coe.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. August 2007