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KIRCHE/579: Zentralausschuß zu ökologischer Schuld und Klimawandel (ÖRK)


Ökumenischer Rat der Kirchen - Pressemitteilung vom 20. Februar 2008

ÖRK-Zentralausschuß dikutiert über ökologische Schuld und Klimawandel


Wer übermäßigen Ressourcenverbrauch und Ausstoß von Klimagasen verursacht, lädt Schuld gegen die Schöpfung und gegen die Menschen auf sich, die am meisten unter der Umweltzerstörung leiden. Diese Schuld steht im Zusammenhang mit der Frage finanzieller Schulden, die in vielen Ländern vor allem auf der Südhalbkugel die Lebens - und Entwicklungschancen einschränken, erklärte der Zentralausschuss des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) auf der Tagung die am 20. Februar in Genf zu Ende ging.

In einem Protokollpunkt zur globalen Erwärmung und zum Klimawandel erinnerte der Zentralausschuss an den Auftrag, Sorge für die Erde zu tragen, den Gott der Menschheit gegeben hat und der in der Schöpfungsgeschichte überliefert ist. "Gedankenlose Produktion und übermäßiger Verbrauch durch Einzelpersonen, Unternehmen und Länder haben zu einer kontinuierlichen Entweihung der Schöpfung geführt," mahnte das Leitungsgremium des weltumspannenden Kirchenrates.

Außerdem arbeitete das Gremium an einer weitergehenden Erklärung zu ökologischer Gerechtigkeit und ökologischer Schuld. Diese geht nun zur weiteren Beratung und Ausarbeitung an die Mitgliedskirchen, um eine Entscheidung auf der nächsten Tagung des Ausschusses im Herbst 2009 vorzubereiten.

Die vorgeschlagene Erklärung erinnert an den jahrelangen Einsatz des ÖRK, dafür "dass den Ländern des Südens rechtswidrige finanzielle Schulden gegenüber dem Ausland erlassen werden." Der Begriff der ökologischen Schuld, an dessen Diskussion sich der Rat aktiv beteiligt, trägt nun insbesondere "der ökologischen Dimension der wirtschaftlichen Beziehungen" Rechnung. Er beinhaltet, "dass viele finanzielle Gläubiger dieser Welt gleichzeitig ökologische Schuldner sind."

An den Pranger stellt der Vorschlag die Konsequenzen der "vorherrschenden wirtschaftlichen Systeme": "Die Deregulierung hat die Entscheidungsgewalt der Regierungen nach und nach untergraben und sie an gewinnorientierte, internationale Unternehmen übertragen - dabei hatte der Umweltschutz das Nachsehen."

In einer heftigen Diskussion über die Erklärung zeigte sich, wie ernst die Mitglieder des ÖRK-Zentralausschusses die Frage der ökologischen Gerechtigkeit und den dringend benötigten Wandel im Umgang mit der Umwelt nehmen. "Ich will mit einer handfesten Antwort zu meinem Volk nach Hause fahren, dass mit angehaltenem Atem auf das Ergebnis unserer Tagung wartet," sagte Pfarrer Tofinga Vaevalu Falani. Seine Heimat, der pazifische Inselstaat Tuvalu, gehört zu den am stärksten vom Klimawandel und dem daraus folgenden Anstieg der Meeresspiegel bedrohten Ländern.

"Wir sitzen alle im selben Boot" - Schwellenländer, Entwicklungsländer und Industriestaaten, erinnerte Pfarrer Dr. Martin Hirzel, Ökumene-Beauftragter des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes. Gerade weil ein erfolgreiches Eintreten der Kirchen für die Bewahrung der Schöpfung so wichtig ist, sollten die Empfehlungen, die der Zentralausschuss an die Mitgliedskirchen und ihre Länder richten will, noch besser ausgearbeitet werden, pflichtete ihm Margareta Grape aus der Kirche von Schweden bei.

In dem Protokollpunkt zum Klimawandel, der als besonders klares Anwendungsbeispiel für den Begriff der ökologischen Schuld gilt, nennt der Zentralausschuss bereits einige mögliche Handlungsansätze. Unter anderem möchte er die Christenheit - Individuen und Kirchen - motivieren, die ökologische und wirtschaftliche Bilanz ihres eigenen Handelns zu ziehen und Verantwortung dafür zu übernehmen.

Volltext des Protokollpunkts zur globalen Erwärmung und zum Klimawandel:
http://www.oikoumene.org/?id=5610&L=2

Mehr Informationen über die ÖRK-Kampagne zum Klimawandel:
http://www.oikoumene.org/?id=3416&L=2

Mehr Informationen über die ÖRK-Programmarbeit zur ökologischen Schuld:
http://www.oikoumene.org/?id=3117&L=2

Der Ökumenische Rat der Kirchen fördert die Einheit der Christen im Glauben, Zeugnis und Dienst für eine gerechte und friedliche Welt. 1948 als ökumenische Gemeinschaft von Kirchen gegründet, gehören dem ÖRK heute mehr als 347 protestantische, orthodoxe, anglikanische und andere Kirchen an, die zusammen über 560 Millionen Christen in mehr als 110 Ländern repräsentieren. Es gibt eine enge Zusammenarbeit mit der römisch-katholischen Kirche. Der Generalsekretär des ÖRK ist Pfr. Dr. Samuel Kobia, von der Methodistischen Kirche in Kenia. Hauptsitz: Genf, Schweiz.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 20. Februar 2008
Herausgeber: Ökumenischer Rat der Kirchen (ÖRK)
150 rte de Ferney, Postfach 2100, 1211 Genf 2, Schweiz
E-Mail: ka@wcc-coe.org
Internet: www.wcc-coe.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Februar 2008