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KIRCHE/713: Studie zum Rollenverständnis von Männern vorgestellt (DBK)


Pressemitteilungen der Deutschen Bischofskonferenz vom 18.03.2009

"Wann ist ein Mann ein Mann?"

Studie zum Rollenverständnis von Männern vorgestellt


Immer mehr Männer überdenken das traditionelle Rollenverständnis. Sie erkennen die Berufstätigkeit von Müttern stärker an und sind auch eher als noch vor zehn Jahren bereit, Elternzeit zu nehmen. Das ist ein Ergebnis der empirischen Studie "Männer in Bewegung - 10 Jahre Männerentwicklung in Deutschland", die heute in Berlin vorgestellt wurde. Das Projekt ist eine vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend finanzierte Untersuchung im Auftrag der Gemeinschaft der Katholischen Männer Deutschlands (GKMD) und der Männerarbeit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Autoren der Arbeit sind der Düsseldorfer Sozialwissenschaftler Rainer Volz und der Wiener Pastoraltheologe und -soziologe Prof. DDr. Paul Michael Zulehner.

Während der Präsentation der Studie unterstrich Erzbischof Dr. Ludwig Schick (Bamberg), Beauftragter für Männerseelsorge in der Deutschen Bischofskonferenz, die zunehmende Religiosität, die in der Untersuchung festgestellt werde. "Die Verbundenheit der Mitglieder mit ihrer jeweiligen Kirche und die Sympathie von Nichtmitgliedern ist stärker geworden." Die Kirche werde dabei sowohl als Bewahrerin traditioneller Lebensmodelle als auch als "innovativer Motor für Neues" gesehen, sagt Schick. Demnach erwarten mittlerweile 31 Prozent der Männer von den Kirchen Unterstützung bei der Neugestaltung ihrer Männerrolle. 1998 waren es lediglich 12 Prozent.

Der Ratsvorsitzende der EKD, Bischof Dr. Wolfgang Huber hob das Entstehen einer neuen Vätergeneration hervor. "Inzwischen erkennen auch Männer, dass es nicht nur Verzicht bedeutet, Erwerbs- und Familienleben miteinander in Einklang zu bringen, als Väter für ihre Kinder präsent zu sein oder sich die Aufgaben fair mit ihren Partnerinnen zu teilen." Man dürfe im Bereich Erziehung nicht länger davon ausgehen, dass diese nur von Frauen wahrgenommen werde. Vielmehr müssten sich Männer - insbesondere als Väter oder Großväter, aber auch als Paten - verstärkt an dieser Aufgabe beteiligen.

Bundesfamilienministerin Dr. Ursula von der Leyen sagte: "Ehe, Familie, die Erziehung der Kinder und die Sorge für die Alten sind alles Ecksteine unseres sozialen Fundaments. Wie fest dieses in Zukunft steht, hängt ganz entscheidend davon ab, ob und wie schnell eine partnerschaftlichere Verteilung der Aufgaben zwischen Frauen und Männern gelingt. Die große Nachfrage nach den Vätermonaten beim Elterngeld ist ein schönes Signal, dass Bewegung rein kommt, wenn wir an den richtigen Stellen Breschen für die Wünsche junger Männer schlagen. Die vorliegende Studie zeigt gleichermaßen wir sind auf einem guten Weg, aber haben auch noch eine gehörige Strecke vor uns."

Die Untersuchung identifiziert unterschiedliche Männertypen: 27 Prozent der Befragten lassen sich dem "teiltraditionellen" Typus zuordnen. Er galt vor zehn Jahren noch als traditionell und hat sich mittlerweile in seinen Einstellungen modernisiert: sah er sich damals noch als alleinigen Ernährer der Familie, erkennt er jetzt die Berufstätigkeit von Frauen und Müttern stärker an und betrachtet sie nicht als etwas Negatives. Der "moderne" Mann (19 Prozent), der eine gleichberechtigte partnerschaftliche Arbeitsteilung von beruflichem und familiärem Leben befürwortet, engagiert sich auch besonders in seiner Vaterrolle. Dieser Typus stellt nach wie vor die kleinste Gruppe dar. Außerdem gibt es einen "balancierenden" Männertyp (24 Prozent), der sich aus den traditionellen und modernen Werten das herausfiltert, was in sein Lebenskonzept passt. Die größte Gruppe (30 Prozent) bildet schließlich der so genannte "suchende" Mann: Er hat seinen festen Platz in der Gesellschaft, in Familie und Beruf noch nicht gefunden, ist unsicher, ob er eher traditionellen oder modernen Vorstellungen zustimmen soll.

Für die Studie wurden rund 1470 Männer zwischen 17 und 85 Jahren befragt und ihre Ansichten zur Kontrolle mit den Antworten von 970 Frauen verglichen. Dabei ging es um die Themen Familie, Arbeit, Innenwelt (z. B. Sexualität, Leid, Gewalt) sowie Spiritualität und Kirche. Die Ergebnisse wurden mit der ersten empirischen Studie "Männer im Aufbruch. Wie Deutschlands Männer sich selbst und wie Frauen sie sehen" aus dem Jahr 1998 in Bezug gesetzt.


Die vollständige Studie sowie die Statements der Präsentation gibt es im Internet zum Download unter:
www.dbk.de und www.ekd.de


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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 033 vom 18. März 2009
Herausgeber: P. Dr. Hans Langendörfer SJ,
Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. März 2009