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KIRCHE/777: Gedenken an Weltkriegsbeginn vor 70 Jahren (EKD)


Evangelische Kirche in Deutschland - Pressemitteilung vom 31.08.2009

Dankbar für Neubeginn der Beziehungen

Gedenken an Weltkriegsbeginn vor 70 Jahren: Wolfgang Huber predigte im polnischen Jauer


Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, hat in einem ökumenischen Gottesdienst im polnischen Jawor (deutsch: Jauer, Niederschlesien) am heutigen Dienstag an den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges gedacht.

In seiner Predigt erinnerte Huber an die Folgen des deutschen Überfalls auf Polen: "Kein Land hatte, bezogen auf seine Bevölkerung, eine derart hohe Quote an Getöteten und Leidtragenden zu beklagen." In der kriegerischen Gewalt, so Huber, zeige sich "das Wesen menschlicher Sünde, die Menschen von Gott und voneinander trennt, die menschliches Leben Machtinteressen unterwirft, die Menschenleben in unvorstellbarer Zahl fordert und nicht wieder gut zu machenden Schaden anrichtet, die schließlich auch die Täter zerstört."

Huber erinnerte dankbar an den Neubeginn der deutsch-polnischen Beziehungen in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg und nannte einige Stationen auf diesem Weg, unter anderem die Stuttgarter Schulderklärung vom Oktober 1945, die stetigen, bis heute andauernden Versöhnungsbemühungen der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste und die Ostdenkschrift der EKD von 1965. Huber: "Das Beharren auf Rechtsansprüchen behielt nicht das letzte Wort". In diesem Zusammenhang erinnerte Huber auch an die "Evangelischen in Deutschland, die früher ihre Heimat in heute polnischen Gebieten hatten", die an den "Bemühungen um Frieden und Neubeginn, oft an wichtiger Stelle" beteiligt waren.

Die Erfahrungen, durch die die Länder Europas auch in Folge der Wende von 1989 hindurchgegangen sind, ermutigten, so Huber weiter, "in den Konflikten unserer Zeit den zivilen und friedlichen Lösungswegen einen klaren Vorrang zuzuerkennen. Es kann in unserer Zeit nicht mehr darum gehen, einen Krieg zu rechtfertigen; im äußersten Fall können höchstens anhand strenger ethischer und völkerrechtlicher Kriterien Maß und Grenzen ,rechtserhaltender Gewalt' bestimmt werden. Dabei schafft die Verantwortung für einen ,gerechten Frieden' Vorrang für zivile Konfliktbearbeitung."

Abschließend rief Huber dazu auf, dass die christlichen Kirchen gemeinsam "das Zeugnis von Gottes Frieden und Versöhnung auch im öffentlichen Leben und angesichts der weltweiten Herausforderungen stärken und weiter entwickeln" mögen.

An dem Gottesdienst nahmen außerdem der einladende Bischof der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen, Ryszard Bogusz (Breslau), der römisch-katholische Bischof von Legnica/Liegnitz, Stefan Cichy, und der Bürgermeister von Jawor/Jauer, Artur Urbanski, teil. Die evangelische Friedenskirche zu Jauer gehört seit 2001 zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Hannover, 31. August 2009
Pressestelle der EKD
Reinhard Mawick


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Quelle:
Pressemitteilung 198/2009 vom 31.08.2009
Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), Pressestelle
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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. September 2009