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KIRCHE/929: Palästinensische und jüdische Aktivisten rufen zur Friedensstiftung auf (ÖRK)


Ökumenischer Rat der Kirchen - Pressemitteilung vom 2. Juni 2010

Palästinensische und jüdische Aktivisten rufen zur Friedensstiftung auf


Das Los der Palästinenser und Palästinenserinnen, die unter israelischer Besetzung leben, und die Notwendigkeit, den Staat Israel völkerrechtlich zur Verantwortung zu ziehen, standen im Mittelpunkt eines vom Ökumenischen Forum Palästina/Israel veranstalteten Rundtischgesprächs am 31. Mai in Genf.

"Nach 62 Jahren fortgesetzter Enteignung, Zwangsumsiedlung, Apartheid, Besetzung und Kolonisierung wünschen wir uns nur, dass die Menschen jetzt endlich sagen: der Staat Israel ist kein Sonderfall, er steht nicht über dem Völkerrecht", sagte Hazem Jamjoum, ein palästinensischer Aktivist.

"Warum kann Israel ungestraft Mord begehen, wie heute morgen?" fragte Jamjoum, der Kommunikationsreferent des BADIL (Dokumentationszentrum für palästinensisches Aufenthalts- und Flüchtlingsrecht) ist. Er bezog sich auf den Angriff der israelischen Marine auf einen Konvoi von Schiffen mit humanitären Hilfsgütern für den Gazastreifen, der in den frühen Morgenstunden stattgefunden hatte. Während des Angriffs waren bis zu 10 Friedensaktivisten getötet und viele weitere verletzt worden.

Jamjoum äußerte sich im Rahmen eines Rundtischgesprächs zum Thema "Besetzung und Enteignung", das Teil der Weltweiten Aktionswoche für Frieden in Palästina und Israel (29. Mai bis 4. Juni 2010) war. Die Woche wird vom Ökumenischen Rat der Kirchen in Zusammenarbeit mit ökumenischen Partnern durchgeführt und ruft Christen und Kirchen in der ganzen Welt auf, für einen gerechten Frieden in Palästina und Israel zu beten und zu arbeiten.

Der einzige Grund, warum der Staat Israel seine Politik gegen das palästinensische Volk fortsetzen kann, ist laut Jamjoum, "weil die internationale Gemeinschaft nichts dagegen unternimmt". Daher rief er seine Zuhörer auf, "darüber nachzudenken, wie Sie und Ihre Organisationen, ob staatlich oder nicht, sich in einer Kampagne engagieren können, um Israel zur Verantwortung zu ziehen".

Neben Jamjoum nahmen an dem Runden Tisch auch Caroline und Nathan Finkelstein aus Genf teil, die Mitglieder von Urgence Palestine und dem Internationalen jüdischen antizionistischen Netzwerk sind.

"Die Militärbesatzung wirkt sich nachhaltig auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Betroffenen aus", sagte Nathan Finkelstein. Als Folgen für die palästinensischen Arbeiter nannte er niedrige Löhne, Kinderarbeit, mangelnde Sozialleistungen und fehlender Gesetzesschutz.

"Die Besetzung hält die palästinensische Wirtschaft im Würgegriff", fügte er hinzu.

Caroline Finkelstein ging auf die fortgesetzten Schikanen ein, mit denen israelische Siedler die palästinensischen Dorbewohner in den besetzten Gebieten einschüchtern. Im Wadi-Quana-Tal lebten z.B. zwischen Nablus und Qalquiya einige wenige palästinensische Familien inmitten von neun israelischen Siedlungen, die völkerrechtlich als illegal gelten.

"Diese palästinensischen Familien dürfen keine Häuser bauen, sie haben keinen Strom, dürfen keine Brunnen graben, aber sie sind entschlossen, in ihrem Land zu bleiben", sagte Caroline Finkelstein. "Es sind wunderbare Leute, sie haben so viel Mut, sie pflanzen alles wieder neu an, was die Siedler zerstören."

Im Jordantal, das ein Viertel des Westjordanlands ausmacht, "leben heute noch 5500 von den ehemals 350 000 Palästinensern und Palästinenserinnen, die vor 1968 dort gelebt haben", erklärte sie. Inzwischen befänden sich in dem Tal 26 rechtswidrig errichtete Siedlungen.

Für Jamjoum verfolgt die israelische Politik "die Zwangsumsiedlung der größten einheimischen Bevölkerung" mit dem Ziel, "die Kontrolle über ein Maximum an palästinensischem Land mit einem Minimum an palästinensischer Bevölkerung darin zu gewinnen".

Die Liste von Veranstaltungen [1] im Rahmen der Weltweiten Aktionswoche für Frieden in Palästina und Israel zeigt, wie Kirchen von den Philippinen bis zu den USA, von den Niederlanden bis Kenia für die Ziele der Woche eintreten.

Das Ökumenische Forum für Palästina/Israel [2] ist eine Plattform, die Kirchen miteinander verbindet und ihnen die Möglichkeit gibt, ihre Bemühungen und Initiativen für einen gerechten Frieden in Palästina und Israel zu koordinieren.


Website der Weltweiten Aktionswoche für Frieden in Palästina und Israel:
Link: http://www.oikoumene.org/index.php?RDCT=b2da00f1baea3807990a

Der Ökumenische Rat der Kirchen fördert die Einheit der Christen im Glauben, Zeugnis und Dienst für eine gerechte und friedliche Welt. 1948 als ökumenische Gemeinschaft von Kirchen gegründet, gehören dem ÖRK heute mehr als 349 protestantische, orthodoxe, anglikanische und andere Kirchen an, die zusammen über 560 Millionen Christen in mehr als 110 Ländern repräsentieren. Es gibt eine enge Zusammenarbeit mit der römisch-katholischen Kirche. Der Generalsekretär des ÖRK ist Pfarrer Dr. Olav Fykse Tveit, von der (lutherischen) Kirche von Norwegen. Hauptsitz: Genf, Schweiz.

[1] http://www.oikoumene.org/index.php?RDCT=aee479a9c51cab868e63
[2] http://www.oikoumene.org/index.php?RDCT=c0eb6175da2b393ae520


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Quelle:
Pressemitteilung vom 2. Juni 2010
Herausgeber: Ökumenischer Rat der Kirchen (ÖRK)
150 rte de Ferney, Postfach 2100, 1211 Genf 2, Schweiz
E-Mail: ka@wcc-coe.org
Internet: www.wcc-coe.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Juni 2010