Schattenblick →INFOPOOL →RELIGION → FAKTEN

BERICHT/117: USA - Muslime religiös toleranter als andere US-Bürger (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 2. September 2011

USA: Muslime religiös toleranter als andere US-Bürger - Furcht vor wachsendem Extremismus

Von Jim Lobe


Washington, 2. September (IPS) - Muslimische US-Amerikaner sind mit ihrer Lebenssituation, ihrem sozialen Umfeld und ganz allgemein mit dem Kurs ihres Landes deutlich zufriedener als ihre Mitbürger. Zu dieser Einschätzung kommt eine Umfrage das 'Pew Research Center' in Washington, deren Ergebnisse das unabhängige Meinungsforschungsinstitut kurz vor dem 10. Jahrestag der Anschläge des 11. September 2001 veröffentlicht hat.

Ungeachtet der in den USA seit '9/11' zunehmenden Stimmungsmache islamfeindlicher Kreise zeigte sich in den zwischen Mitte April und Juli durchgeführten Interviews mit 1.033 Muslimen, dass die Befragten mit großer Mehrheit islamistischen Extremismus und Terrorismus verurteilen. Diese Ablehnung fiel noch deutlicher aus als bei der ersten derartigen Umfrage vor vier Jahren.

81 Prozent der kürzlich befragten muslimischen US-Bürger versicherten nachdrücklich, sie würden Selbstmordattentate oder andere Angriffe auf Zivilisten niemals rechtfertigen. Lediglich acht Prozent konnten sich vorstellen, Terroraktionen zumindest gelegentlich zu billigen.

Die ablehnende Haltung der Befragten gegenüber Terrorangriffen war wesentlich höher als die, die bei einer im Frühjahr in etlichen, überwiegend muslimischen Ländern des mittleren Ostens durchgeführten Umfrage des 'Pew Global Attitudes Project' festgestellt worden war.

Der Anteil protestantischer und katholischer Christen, die im August bei einer umfassenden Gallup-Umfrage in den USA die Tötung von Zivilisten generell ablehnten, war geringer als der ihrer von Pew befragten muslimischen Mitbürger. Diese beklagten eine zunehmende Diskriminierung. 55 Prozent der Befragten gaben an, seit dem 11. September 2001 sei das Leben der Muslime in den USA schwieriger geworden. Dennoch waren 56 Prozent zufrieden mit ihren Lebensumständen. In der Gesamtbevölkerung der USA sind es nur 23 Prozent.

Nach Ansicht der Meinungsforscher des Pew Research Center lässt sich dieser Unterschied damit erklären, dass das Vertrauen der Muslime in die Regierung seit der Wahl von US-Präsident Barack Obama 2008 gestiegen ist. 90 Prozent der Befragten gaben an, sie hätten Obama ihre Stimme gegeben, 76 Prozent sind mit seiner politischen Leistung zufrieden. Bei der gleichen Umfrage von 2007 hatte sich der damalige US-Präsident George W. Bush mit 15 Prozent Zustimmung der Muslime begnügen müssen.

Die geschätzten 2,75 Millionen muslimischen US-Bürger, darunter fast eine Million Kinder, machen nicht einmal ein Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Nach Angaben des Pew-Berichtes sind 63 Prozent erwachsene Einwanderer der ersten Generation. 45 Prozent leben seit 1990 im Land. 37 Prozent wurden in den USA geboren und sind zu 59 Prozent Afroamerikaner. Die meisten muslimischen Migranten stammen aus arabischen Ländern.

Bei der Pew-Umfrage betonten 56 Prozent der befragten US-amerikanischen Muslime, sie akzeptierten die amerikanische Lebensweise und wollten sich ihr anpassen. In der Umfrage zeigten sie weit mehr Toleranz gegenüber Andersgläubigen als Anhänger der übrigen großen Religionsgemeinschaften in den USA.

60 Prozent der Befragten befürchten, in den USA könnte der islamistische Extremismus zunehmen. Besonders groß war diese Besorgnis unter den in den USA geborenen Muslimen und, mit 78 Prozent, bei Afroamerikanern, während kaum mehr als die Hälfte der im Ausland geborenen Muslime eine solche Entwicklung befürchtet. (Ende/IPS/mp/2011)


Links:
http://pewresearch.org/
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=104908
http://ipsnews.net/news.asp?idnews=104933

© IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH


*


Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 2. September 2011
IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 28 482 361, Fax: 030 28 482 369
E-Mail: redaktion@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. September 2011