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INTERNATIONAL/411: Bolivien - Militär erschießt weitere Demonstrant*innen (poonal)


poonal - Pressedienst lateinamerikanischer Nachrichtenagenturen

Bolivien

Militär erschießt weitere Demonstrant*innen


(Washington, 20. November 2019, democracy now/poonal/bolpress) - In Bolivien haben Polizei und Armee am Dienstag, 19. November, mindestens sechs Demonstrant*innen erschossen und Dutzende weitere verletzt. Das ist bereits das zweite Massaker gegen Anhänger*innen von Evo Morales, seit der bolivianische Präsident am 10. November zurücktreten musste - eine Aktion, die von ihm als Militärputsch bezeichnet wird.

Das Massaker ereignete sich in der Stadt El Alto, nahe der Hauptstadt La Paz, wo die Demonstrant*innen seit Tagen ein wichtiges Treibstofflager in Senkanta, El Alto, blockiert hatten. Polizei und Armee setzten Hubschrauber und gepanzerte Fahrzeuge ein, um die Blockade des Treibstofflagers zu durchbrechen und einen LKW-Konvoi mit Treibstoff nach La Paz zu eskortieren. Zeug*innen erklärten, eine Einheit des Militärs habe das Feuer auf die Demonstrant*innen eröffnet und dabei fünf Menschen erschossen. Diese Zahl stieg später auf sechs [1].

Ein Angehöriger eines der Opfer berichtete: "Diejenigen (Soldaten), die weiter hinten waren, haben sich ihn geschnappt und nach drinnen gezogen. Was werden sie jetzt mit ihm machen? Werden sie ihn verschwinden lassen? Sie behaupten, es habe keine Toten gegeben, aber es gibt Tote, aber die Medien berichten gar nichts darüber. Sie behaupten, es habe keine Auseinandersetzungen gegeben."


Blockade des Flughafens angekündigt

Den Morden voraus gegangen war ein weiteres Massaker am 15. November in Sacaba, bei dem neun Morales-Anhänger von Polizei und Militär getötet worden waren.

Die Protestierenden wollen jedoch ihre Blockaden fortzusetzen. Sie fordern unter anderem den Rücktritt der De-facto-Präsidentin Jeanine Añez. Auf einer Versammlung in El Alto [1] beschlossen die Nachbarschaftsräte, Bäuer*innen und Lehrer*innen, die Blockaden zu verstärken, um zu verhindern, dass mehr Treibstoff aus dem Lager nach La Paz gelangt, wo sich inzwischen lange Schlangen vor den Tankstellen bilden. Die Protestierenden kündigten zudem an, den Flughafen von El Alto zu schließen.


Anmerkungen:
[1] https://www.bolpress.com/2019/11/20/la-cifra-de-muertos-sube-asofamd-habla-de-posibles-desaparecidos/


URL des Artikels:
https://www.npla.de/thema/repression-widerstand/militaer-erschiesst-weitere-demonstrantinnen/


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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. November 2019

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