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INTERNATIONAL/438: Mexiko - Journalistin in Veracruz ermordet (poonal)


poonal - Pressedienst lateinamerikanischer Nachrichtenagenturen

Mexiko
Journalistin in Veracruz ermordet

Von Gerold Schmidt


Am 30. März wurde die Journalistin María Elena Ferral in Papantla im mexikanischen Bundesstaat Veracruz erschossen. Ferral schrieb auch über Verbrechen und Korruptionsfälle.

(Mexiko-Stadt, 10. April 2020, npla) - Der Auftragsmörder kam wie so oft üblich mit dem Motorrad. Am Nachmittag des 30. März wurde die Journalistin María Elena Ferral mitten im Zentrum der Stadt Papantla im mexikanischen Bundesstaat Veracruz erschossen. Ferral arbeitete unter anderem für die Tageszeitung Diario de Xalapa. Außerdem gründete und leitete sie das Nachrichtenportal Quinto Poder de Veracruz [1]. Ihre Berichtsgebiete waren der Norden des Bundesstaates und besonders die Landkreise der Region Sierra de Papantla. Ferral schrieb viel über die Verbrechen in der Region, auch über verschiedene Korruptionsfälle.

Seit mehreren Jahren bekam die Journalistin regelmäßig Drohungen. 2016 stellte sie Strafanzeige gegen einen Lokalpolitiker [2] der Revolutionären Institutionellen Partei (PRI). Dieser hatte in einem Restaurant darüber gesprochen, Ferral werde bald verschwinden. Zufällig anwesende Familienangehörige der Journalistin bekamen die Drohungen mit. Das Verfahren gegen den Politiker verlief jedoch im Sande. Schutzmaßnahmen für Ferral wurden nach zwei Jahren, in denen die anonymen Drohungen abnahmen, wieder abgesetzt.


Anhaltende Gewalt gegen Journalist*innen in Veracruz

Es handelt sich um den zweiten Journalistenmord in Veracruz seit der Amtsübernahme von Gouverneur Cuitláhuac García Jiménez [3] Ende 2018. Im August 2019 war der Reporter und Ladenbesitzer Celestino Ruiz Vázquez García Jiménez [4] erschossen worden. Wie Ferral hatte auch er zuvor Drohungen erhalten. Die Hoffnung auf nachlassende Gewalt gegen Journalist*innen unter Gouverneur García Jiménez von der auch auf Bundesebene regierenden Morena-Partei hat sich damit nicht erfüllt. Seit 2010 sind in Veracruz mindestens 24 Mitarbeiter*innen von Medien ermordet worden.

Die Statistiken der Nationalen Menschenrechtskommission weisen 155 Morde an mexikanischen Medienschaffenden seit Anfang 2000 aus. Allein im vergangenen Jahr wurden in Mexiko zehn Journalist*innen umgebracht. In Veracruz erklärte die Staatsanwaltschaft, sie werde im Fall Ferral ermitteln "bis die Verantwortlichen gefunden sind und vor Gericht gestellt werden". Es ist die immer wiederkehrende Floskel, die der Realität bis auf ganz wenige Ausnahmen nicht im Entferntesten standhält.


Anmerkungen:
[1] https://www.veracruzquintopoder.com/policiaca/balean-a-la-periodista-maria-elena-ferral-en-papantla-veracruz/
[2] https://www.vanguardiaveracruz.mx/amenazas-de-basilio-picazo-a-elena-ferral-cobran-vigencia/
[3] https://es.wikipedia.org/wiki/Cuitl%C3%A1huac_Garc%C3%ADa_Jim%C3%A9nez
[4] https://www.infobae.com/america/mexico/2019/08/03/el-reportero-jorge-celestino-fue-asesinado-en-veracruz-es-el-tercero-de-la-semana/


URL des Artikels:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 15. April 2020

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