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MELDUNG/079: JVA Hildesheim schikaniert eingesperrte Aktivistin (nirgendwo)


nirgendwo - 26. Mai 2017

JVA Hildesheim schikaniert eingesperrte Aktivistin


Seit 2 Wochen sitzt die Anti-Atom-Aktivistin Hanna in der JVA Hildesheim. Sie war Teil einer Blockade eines Urantransportes 2012 und wurde zu 110 Tagessätzen verurteilt. Sie entschloss sich einen Teil der Strafe abzusitzen.

Zu Beginn des Haftantritts konnte Hanna problemlos mit veganem Essen auf Anraten der zuständigen Gefängnisärzte versorgt werden. Nach 10 Tagen, in denen dies kein Problem darstellte, entschied sich die Abteilungsleitung, dies zu beenden.

Seitdem gibt es für Hanna kein Mittagessen mehr und selbst eine Portion Nudeln abzunehmen, bevor die Sahnesauce darüber geschüttet wird, ist nicht möglich. "Was das anderes ist als reine Schikane, erschließt sich wohl nur der Anstaltsleitung", erklärt eine der Unterstützerinnen und führt weiter aus: "Selbstbestimmung ist ein Wort, das in Gefängnissen klein geschrieben wird. Es wird von Resozialisierung gesprochen. Dazu ist es anscheinend nötig, die Menschen zu brechen und anzupassen".

Am 24.05. fand ein Konzert auf einem nahegelegenem Hügel der JVA statt, als Hanna auf die Frage, ob sie das Konzert hören könnte, mit Ja antwortete, wurde sie für 3 Stunden in eine kalte 3 x 3m große Zelle gebracht, in der sich nichts befand außer eine Sportmatte auf dem Fußboden und ein Sitzwürfel. Eine Decke wurde ihr verweigert, obwohl es in der Zelle kalt war.

Das Bild von der Innenwand des Hofes zu malen (das absurderweise einen weinenden Engel über dem Schriftzug "Once" zeigt) führt dazu, dass die gesammte herausgehende Post von der Gefängnissleitung gegen gelesen wird. Es sei verboten, Bilder aus dem Inneren der JVA nach außen zu senden, auch wenn im Internet zahlreiche Aufnahmen von der Anstalt zu finden sind, u.a. auch auf der Website der JVA Hildeheim. Während Hanna Besuch bekam, wurde ihr Zelle durchsucht.

Eine Mitgefangene hatte als Sanktionsmaßnahme auferlegt bekommen nur noch Anstaltsklaidung zu tragen. Als ihr das nach mehreren Wochen zu blöd wurde und sie sich Kleidung von anderen Inhaftierten lieh, wurde ihre Zelle durchsucht. Das Vertrauen in sie sei erschüttert, teilten ihr daraufhin in einer Moralpredigt die Schließer_Innen mit. Nun wird sie für eine Woche auf der Zelle eingeschlossen und der Fernseher wurde ihr weggenommen. Die Schilderung dieses Ablaufes führte dazu, dass ein Brief von Hanna zurückgehalten wird.

"Wie ein solches Konzept, welches Menschen von der Außenwelt abschneidet und so massiv deren Leben einschränkt, dazu führen soll, dass eben diese Menschen sich im Alltag zurechtfinden, ist mehr als fraglich. Es geschieht das Gegenteil. Durch absurde Sanktionierungen und Verregelungen wird Menschen ihr Recht auf Selbstbestimmung genommen, es geht ums Prinzip! Und das funktioniert erschreckend gut", erklärt eine Unterstützerin.

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Quelle:
nirgendwo
Solidarische Unterstützung für repressionsbetroffene Anti-Atom-Aktive
E-Mail: abc-flensburg@systemlin.org
Internet: http://nirgendwo.info


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Mai 2017

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