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MELDUNG/107: WWF unterstützt Sterilisationsprogramme und "Schießbefehl", zeigt TV-Recherche (Survival)


"Survival International" - Deutsche Sektion - 17. Mai 2019

WWF unterstützt Sterilisationsprogramme und "Schießbefehl", zeigt TV-Recherche


Eine schockierende Recherche des niederländischen Fernsehens [1] hat ergeben, dass der WWF an Sterilisationsprogrammen rund um indische Nationalparks beteiligt ist.

Die äußerst umstrittene Politik zur Verringerung der Bevölkerung in der Nähe von Schutzgebieten wurde von Survival Internationals Direktor Stephen Corry als "absolut unethisch" verurteilt: "Können Sie sich vorstellen, dass der WWF die Sterilisation von Menschen in Nationalparks in Europa oder den USA fördert? Die Tatsache, dass er es in Indien und Afrika für akzeptabel hält, ist Rassismus, ganz einfach."

Die Recherche des TV-Senders hat auch Beweise dafür aufgedeckt, dass WWF-Mitarbeitende nicht nur von einer sogenannten "Shoot-on-Sight"-Politik wussten - die den Ausdruck "die Unerwünschten töten" nutzt -, sondern auch keinen Versuch unternahmen, sie zu ändern.

Ebenfalls Teil des Beitrags waren Ranger im berüchtigten Kaziranga-Nationalpark in Indien, die erklärten, dass sie immer noch befugt seien, bei Sichtkontakt auf Menschen zu schießen, obwohl die Regierung leugnet, dass es eine solche "Shoot-on-Sight"-Politik gibt.

Aus dem Bericht: "Dieses Handy wurde mir gerade in die Hände gedrückt, mit Fotos von zwei Personen, die von der Polizei erschossen wurden, als sie vertrieben wurden."

Der TV-Bericht mit dem Titel "Die Opfer des WWF" wurde am Donnerstagabend [16.05.2019] in Zembla ausgestrahlt, dem wichtigsten investigativen TV-Programm der Niederlande.

Der WWF-Niederlande sagte ein Interview für den Beitrag ohne Begründung ab. Er ist auch einer der Hauptförderer des geplanten Schutzgebiets Messok Dja in der Republik Kongo, das ohne die Zustimmung der lokalen Bevölkerung vorangetrieben wird. Messok Dja war kürzlich Gegenstand von weiteren Enthüllungen der Nachrichtenseite Buzzfeed.

Survival International setzt sich seit Jahrzehnten gegen Menschenrechtsverletzungen im Namen des Naturschutzes ein und wendet sich nun an WWF-Botschafter*innen und Prominente, um Kommentare einzuholen.

Stephen Corry sagte heute weiter: "Jeder Monat scheint neue Enthüllungen darüber zu bringen, wie weit der WWF bereit ist zu gehen, um 'Festungsnaturschutz' zu fördern."

"Shoot on sight, Sterilisationsprogramme für Dorfbewohner*innen in der Nähe von Nationalparks - das sind Zeichen einer Bewegung, die ihren Sinn für Ethik völlig verloren hat, während sie eine kompromisslos menschenfeindliche Agenda verfolgt."

"Es ist tragisch für die unschuldigen Menschen, die Ziel dieser Misshandlungen werden - und langfristig völlig selbstzerstörerisch für den Naturschutz."

Die rund 100 Millionen Indigenen Indiens, die als Adivasis bekannt sind, haben in den letzten Monaten zwei schwere Rückschläge erlebt:

  • Ein kürzlich ergangenes Urteil des Obersten Gerichtshofs, das derzeit ausgesetzt ist, ordnet die Vertreibung von bis zu 8 Millionen Indigenen aus Indiens Wäldern an.
  • Letzten Monat sind Pläne der Regierung an die Presse gelangt, den Indian Forest Act zu ändern. Die Pläne beinhalten ein umfangreiches Programm zur Militarisierung der indischen Wälder sowie die Möglichkeit, bestehende Adivasi-Landrechte aufzuheben. Des weiteren soll Mitarbeitenden der Forstbehörde erlaubt werden auf Menschen zu schießen, während sie gleichzeitig praktisch immun gegen Strafverfolgung sind.

Indigene Völker in Indien, Brasilien und Kolumbien stehen an vorderster Front dessen, was Aktivist*innen als "den größten globalen Angriff auf die Rechte indigener Völker seit fünfzig Jahren" bezeichnet haben.


Den TV-Beitrag von Zembla (in Niederländisch) finden Sie unter:
https://zembla.bnnvara.nl/nieuws/slachtoffer-van-het-wereld-natuur-fonds

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Quelle:
Pressemitteilung vom 17. Mai 2019
Survival Deutschland
Haus der Demokratie und Menschenrechte
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Telefon: +49 (0)30 72 29 31 08, Fax: +49 (0)30 72 29 73 22
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Internet: www.survivalinternational.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Mai 2019

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