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SCHACH-SPHINX/02601: Trunken vor Erwartung (SB)


Eigentlich hatte Weiß im romantischen Stil der alten Meister des 19. Jahrhunderts gewinnen wollen, als er zum Schottischen Gambit griff, trunken vor Erwartung, ungeduldig, fordernd - und blind. Denn mittlerweile hat man diesem Gambit längst schon die Zähne gezogen. Mehr als auf ein gleiches Spiel darf Weiß mit dieser Eröffnung nicht hoffen. Statt dessen strebte er Komplikationen an, überstrapazierte die Stellung im heutigen Rätsel der Sphinx und geriet natürlich flugs in der Nichtbeachtung strategischer Ziele und Machbarkeiten unter Druck und in eine ausweglose Situation. Der Traum war zerrissen. Vielleicht erwuchs ihm dennoch die Erkenntnis, daß die alte Zeit zwar Großartiges hervorgebracht hatte, nichtsdestotrotz als verstaubte Epoche jenen Teil der Geschichte darstellt, der sich nicht mehr ins Leben zurückrufen läßt. Fortschritt hat immer nur eine Richtung. Also, Wanderer, Schwarz könnte nun mit 1...g4xf3 fortsetzen, müßte dann jedoch nach 2.Dg2xg5+ Dh4xg5 3.Te1-g1 noch mit erheblichen technischen Schwierigkeiten fertigwerden. Er fand freilich einen ungleich bequemeren Weg zum Sieg.



SCHACH-SPHINX/02601: Trunken vor Erwartung (SB)

Kurtovic - Szafarczyk
Fernpartie 1981

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Schwarz war sich seiner Stellung und Sache zu sicher, so daß Weiß mittels Qualitätsopfer eine Gewinnposition erwirtschaften konnte: 1.Tb1xb5! a6xb5 2.Sc5xe4 De7xa3 - auch nach 2...De7-d8 3.Se4xf6+ Dd8xf6 4.Lg2xd5 steht Weiß überlegen - 3.Se4xf6+ Ke8-f8 4.Lg2xd5 e6xd5 - oder 4...Tg8-g6 5.Sf6-d7+ Kf8-g8 6.Ld5-e4 - 5.Sf6-d7+ Kf8-g7 6.De1- e5+ und Schwarz gab auf wegen der Folge 6...Kg7-h6 7.De5-f4+ Kh6-g6 8.Sd7-e5+ Kg6-g7 9.Df4-g5+ Kg7-f8 10.Se5-d7+ Kf8-e8 11.Sd7-f6+ usw.


Erstveröffentlichung am 12. April 1999

29. Januar 2010