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SCHACH-SPHINX/02686: Stilblüten eigener Prägung (SB)


Von Viktor Kortschnoj ist bekannt, daß er insbesondere in seinen besten Kampfjahren zuweilen ein waghalsiges Schach spielte, nicht immer astrein, aber stets interessant und voller Stilblüten eigener Prägung. Natürlich wuchs damit auch die Zahl seiner Niederlagen, aber gleichzeitig erwarb er sich den Ruf eines unkonventionellen Denkers, taktisch immer auf dem Sprung, wandernd auf einem schmalen strategischen Grat. Kortschnoj selbst lächelte immer über die Vorhaltungen seiner Großmeisterkollegen, die in seiner Praxis zuviel Gekünsteltes sahen, zuviel auch an Eigenbrötlerei und skurrilen Gedanken. Kortschnoj kümmerte sich nie darum, auch wenn er eine Partie wie im heutigen Rätsel der Sphinx eben aus diesen Gründen verdarb. Sein Eifer, neue Wege zu beschreiten, ließ sich durch nichts entmutigen. Gegen den Italiener Mariotti hatte Kortschnoj mit den schwarzen Steinen freilich ein wenig über die Stränge geschlagen. Sein Ehrgeiz, unbedingt gewinnen zu wollen, kostete ihm eine wichtige Partie in diesem Turnier in Rom, Wanderer, denn Weiß fand nun eine überaus überzeugende Kombination.



SCHACH-SPHINX/02686: Stilblüten eigener Prägung (SB)

Mariotti - Kortschnoj
Rom 1982

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
In der Partie entschied sich Weiß für den kompromißbereiten Weg, der jedoch schnurstracks in den Untergang führte: 1.Tc7-e7? Lb7-c8 2.Db3- c4 e4-e3 3.Dc4-e2 e3xf2+ 4.Kg1-g2 Lc8-e6 5.Sb5-d4 Le6-c4! 6.De2xc4 De1xe7 und Weiß gab auf. Dabei hätte er mit mutigerem Herzen das Remis forcieren können: 1.Tc7xb7! e4-e3 2.Db3-c4! De1xf2+ 3.Kg1-h1 Df2-f3+ 4.Lf1-g2! Df3-d1+ 5.Lg2-f1 und Schwarz muß Dauerschach geben, da 5...Tf8-e8? 6.Dc4-e2! sogar verliert.


Erstveröffentlichung am 14. Mai 1999

27. Februar 2010