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SCHACH-SPHINX/02783: Teuflisches Gambit eines Pfarrers (SB)


Unter die Schachjünger mit einem unvergeßlichen Namen in der Nachwelt gehört sicherlich der spanische Geistliche Ruy Lopez. Schließlich war er einer der ersten gewesen, welche die zu Zeiten des Mittelalters verstreuten Eröffnungsgedanken systematisierte. Sein Name wurde zumal in der anglo-amerikanischen Schachwelt verewigt, wo zu unserer Spanische Partie 'Ruy Lopez' gesagt wird. Ein anderer, weniger bekannter Mann der Kirche, der sich nicht minder beflissentlich um die Schachkunst bemüht hatte, war der katholische Pfarrer Karel Traxler, im 19. Jahrhundert einer der besten tschechischen Schachmeister, und sein besonderes Verdienst war es, daß er im Zweispringerspiel 1.e2-e4 e7-e5 2.Sg1-f3 Sb8-c6 3.Lf1-c4 Sg8-f6 4.Sf3-g5 den überaus scharfsinnigen Gambitzug 4...Lf8-c5!? fand, analysierte und auch im Wettkampf erprobte. Für lange Zeit hielt man das Traxler-Gegengambit allerdings als "widerlegt", eine Einschätzung, die dazu führte, daß es in die Chefetagen der Großmeister nie Zugang fand. Das änderte sich mit dem russischen Großmeister Alexander Beljawski, der es in den Neunziger Jahren mehrmals anwandte - gegen hochkarätige Konkurrenz. Im heutigen Rätsel der Sphinx fiel ihm der indische Champion Viswanathan Anand zum Opfer. Freilich durch ein Mißgeschick, denn der Inder spielte in der Diagrammstellung völlig irregeleitet 1.Sb3-c5+?? und gab sogleich nach 1...Dd6xc5! auf, weil eine Figur verlorenging. Mit welchem Zug hätte er die Partie in der Schwebe halten können, Wanderer?



SCHACH-SPHINX/02783: Teuflisches Gambit eines Pfarrers (SB)

Anand - Beljawski
Linares 1991

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Längerer Widerstand war mit 1...Kh7-h6 möglich, und Karpow hätte dann noch einige Finessen und Fesseln lösen müssen: 2.De7-g5+ Kh6-h7 3.Dg5xd5! Sd3-e1+ - oder 3...Dh1-d1+ 4.Kf3-e4 Sd3-f2+ 5.Ke4-e5 Dd1xh5+ 6.Ke5-d6 - 4.Kf3-g4 Dh1xg2 5.Dd5-f7+ Kh7-h8 6.h5-h6 Dg2-f3+ 7.Kg4-f5 Df3-d3+ 8.Kf5-f6 Dd3-h7 9.Df7-g7+! Dh7xg7 10.h6xg7+ Kh8-g8 11.Kf6-g6 nebst 12.f4-f5 usw.


Erstveröffentlichung am 13. Juni 1999

31. März 2010