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SCHACH-SPHINX/02908: Großes Getriebe der Unbekümmertheit (SB)


Irgend jemand hat sinngemäß einmal gesagt, daß der Mensch in seinen materialistischen Denkvoraussetzungen gar nicht anders könne, als sich immer dann sicher zu fühlen, wenn er glaubt, im Besitz des stärkeren Arguments zu sein. 'Stärker' zu verstehen im Sinne von Konsens, Übereinkunft, Herkommen oder auch vorherrschende Meinung. Nun lebt und wirkt der Schachspieler nicht außerhalb dieser Voraussetzungen, ist sozusagen geformtes Mitglied desselben Bedingungsgefüges. Auf dem Brett bedeutet dies, daß er leichtsinnig, ja gedankenlos wird, sobald er eine Materialüberlegenheit sein eigen nennen darf. Im heutigen Rätsel der Sphinx hätte sich Weiß um den Ausgang der Partie keine Sorgen machen müssen. Mit Dame gegen Turm und Läufer war ihm das Unentschieden sicher. Und auch sein letzter Zug - er schlug mit der Dame einen schwarzen Bauern auf b4 - geschah im Geist ebendieser Unbekümmertheit. Offenbar war sein Kontrahent ebenfalls nicht willig oder willens, am großen Getriebe herumzupfuschen, und so endete die Partie nach 1...Se1xc2? 2.Sd4xc2 Th2xc2+ 3.Kc1-d1 und einigen weiteren belanglosen Zügen tatsächlich remis. Nun, Wanderer, ein Aufrührer im Geiste hätte den fehlerhaften weißen Zug 1.Db6xb4? vielleicht bestrafen können.



SCHACH-SPHINX/02908: Großes Getriebe der Unbekümmertheit (SB)

Geller - Grigorjan
Moskau 1973

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Ein Dilemma bestand nur dem Anschein nach. Weiß hatte eine siegreich- befreiende Kombination zur Hand: 1.Te1xe5! Lc8xf5 - notgedrungen, denn 1...Dc7xe5 2.Lh4-g3! und die Dame geht pfutsch - 2.Df3xf5 Dc7-c6 3.Td1- e1 Ta8-a7 4.Lh4-f2 Ta7-c7 5.Lf2-d4 Th8-g8 - oder 5...Ke8-d8? 6.Te5xe7 bzw. 5...Ke8-f8 6.Te1-f1 Le7-d8 7.Te5-e2 Kf8-g7 8.Te2-f2 - 6.Te1-f1 Tg8-g6 7.Df5-f2! und Schwarz gab auf, weil er Materialverlust nicht mehr vermeiden konnte.


Erstveröffentlichung am 20. Juli 1999

12. Mai 2010