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SCHACH-SPHINX/03325: Biederkeit war sein Gott (SB)


Wenn man den friedfertigsten Meister der Schachgeschichte ermitteln wollte, dann fiele diese Auszeichnung gewiß auf den Wiener Schachspieler Karl Schlechter. Es lag in seinem Charakter, daß er praktisch nie aus einer Stellung mehr herauszwingen wollte, als sie im nüchternen Widerschein der Vernunft hergab. Schlechters Schachkonzept war im Grunde simpel gestrickt: Er riskierte nie etwas und entwickelte seine Figuren in Übereinstimmung mit der natürlichsten Harmonie. Keine Winkelmanöver, keine Brechstangen-Züge. Gemächlichkeit war sein Motto, Biederkeit sein Gott. So kam es denn auch, daß Schlechter sich den Ruf erwarb, einer der am schwersten zu besiegenden Spieler seiner Zeit zu sein. Seine Kontrahenten fanden einfach keine Angriffsmarken in seinem Spiel. Hatte er freilich infolge der Unachtsamkeit seiner Gegenspieler Vorteil, so baute er diesen mit den Mitteln geringster Ökonomie allmählich zu einer dauerhaften Überlegenheit aus. Im heutigen Rätsel der Sphinx, er spielte mit Weiß, verwandelte er dieses strukturelle Plus zu einer unwiderstehlichen Siegeskombination, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/03325: Biederkeit war sein Gott (SB)

Schlechter - Gunsberg
Monte Carlo 1901

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Wie ein Fisch im Wasser, so wohl fühlt sich Schirow beim Kombinieren: 1...Te8xe3!! 2.f2xe3 Dd8-e7 3.Kg1-f2 Lg7-e5! 4.Tc1-h1 Le5xg3+! 5.Kf2xg3 De7xe3+ 6.Dd5-f3 De3xd2 7.Df3-a8+ Kg8-g7 8.Kg3xh3 Dd2xe2 9.Da8-d5 Kg7-g6 10.Dd5-d4 f5-f4 11.Th1-g1 f7-f5 und Weiß gab auf, da die schwarze Bauernlawine nicht mehr zu stoppen war.


Erstveröffentlichung am 02. Dezember 1999

29. September 2010