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SCHACH-SPHINX/04260: Dauerhaft verkannt (SB)


Was ist das innere Wesen des Schachspiels? Ist es Kunst, die sich selbst erhöht, oder eine Art von intellektueller Zerstreuung angesichts der qualvollen Impertinenz der Alltagssorgen, ist es Spiel ohne Sinn oder doch ein Hineingreifen in den schöpferischen Prozeß des Denkens und Sich-Erkennens? Fragen, auf die jeder Großmeister eine eigene Antwort gesucht und gefunden hat. Für den Ex-Weltmeister Emanuel Lasker zeigte sich das Eigentliche des Schachspiels in dem Bedürfnis des Menschen nach kämpferischer Selbstfindung: "Der Angriff ist der kämpferische Prozeß, durch den Hindernisse aus dem Wege geräumt werden. [...] Und das Mittel, durch das die Hindernisse bezwungen werden, ist eine kämpferische Energie, eine kämpferische Kraft oder Gewalt: sei es die Kraft des Schwertes oder des Argumentes oder des sittlichen Gefühls oder irgendeine andere der tausendfältigen Gestaltungen der Kraft im Leben. Beim Schach, diesem Symbol eines Kampfes, ist es die Kraft der Figuren und die Logik des Planes. Um nun die Erfordernisse des Angriffs beim Schachspiel zu erkennen, vergleichen wir das Schach mit einem andern Kampfe, der uns vertrauter ist. Vom Kriege haben wir oft gelesen, Beschreibungen von Schlachten sind uns in der Schule geboten worden, wir haben selber gerungen, gehauen, geboxt, gestritten, verhandelt, und wir haben auch eine intuitive Kenntnis vom Kampfe ums Dasein." Auch im heutigen Rätsel der Sphinx ging es um Kampf in seiner archaischen Form des Eroberns von Material. Zwar ist die weiße Dame bedroht, aber die Unkoordiniertheit der schwarzen Figuren gab Weiß die Handhabe zu einer Kombination mit Figurengewinn, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/04260: Dauerhaft verkannt (SB)

Kozlow - Smirnow
UdSSR 1969

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Weiß ließ sich vom Angebot des Damentausches nicht beirren und verfolgte sein Ziel - das Mattsetzen des gegnerischen Königs - stringent weiter mit 1.Th1-g1! Dg4xh5 2.Tg1xg7+ Kg8-h8 3.Td1-g1. Schwarz streckte die Waffen, da es keine Verteidigung mehr gegen das Matt gab.


Erstveröffentlichung am 30. September 2000

15. Januar 2012