Schattenblick →INFOPOOL →SCHACH UND SPIELE → SCHACH

SCHACH-SPHINX/04510: Golden lockt der Ruhm (SB)


Das Tragen der Krone empfinden nur jene als Erfüllung des letzten Versprechens, die die Last der Verantwortung nicht kennen. Die gekrönten Häupter schweigen sich dagegen in diesem Punkte aus. Für viele begann nach ihrer Thronbesteigung ein Leben voller Strapazen. Verloren sie auf einem Turnier eine Partie, so stürzten sich die Pressefüchse auf sich: Der Weltmeister verlor - wankt sein Thron? Man glaubt gar nicht, wie bedroht sich eine Zielscheibe fühlt! So hatte David Bronstein, nachdem er 1951 seinen Wettkampf gegen den Titelverteidiger Michael Botwinnik mit 12:12 verlor, gut reden: "Als ich nach 22 Partien klar sah, daß ich Weltmeister werden kann, da besann ich mich rechtzeitig und sagte mir: 'Wozu habe ich das nötig, wozu diese Last auf mich nehmen?'" Klar, wird man nun erwidern, da windet sich einer aus dem Schlamassel seiner Niederlage heraus. Doch so ganz unwahr waren Bronsteins Worte nicht. Seiner Kunst war ja Genüge getan. Hatte er es daher noch nötig, sich in Billigkeit eine Anerkennung zu verschaffen? Der Mensch im Schatten des Ruhms denkt jedoch anders. So umstrahlt von Licht, schwärmt er, welche Wonne! Doch die Kunst geht andere Wege. Also, Wanderer, im heutigen Rätsel der Sphinx machte Meister Awerbach mit Schwarz dank eines hübschen Opfers die Drohkraft seiner Bauernphalanx unüberwindlich.

SCHACH-SPHINX/04510: Golden lockt der Ruhm
Euwe - Awerbach
Zürich 1953

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Alexander Aljechin verkürzte die Litanei des langen Endspielgeschiebes mit 1.Ta8xa6! Lb6xd4 2.Ta6xf6 Ld4xf6. Er hatte zwar eine Figur hergegeben, seinen Freibauern dafür jedoch eine freie Schneise geschlagen: 3.a4-a5 Lf6-e5 4.b4-b5 h5-h4 - 4...Le5-c7 5.b5-b6 Lc7-d8 6.Kd3-d4 nebst 7.Kd4-c5 und 8.a5-a6 - 5.a5-a6 und der Vormarsch der Bauern war nicht mehr zu stoppen.


Erstveröffentlichung am 18. Dezember 2000

21. September 2012





Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang