SCHACH-SPHINX/04540: Rastloser Marathon (SB)
Ja, simultan zu spielen, dazu bedarf es widerstandsfähiger Fußsohlen und Beine mit den Sehnen eines Leistungssportlers. So eilte der jugoslawische Schachjournalist Dimitrije Bjelica neun Stunden lang von Brett zu Brett und bediente insgesamt 301 Gegner mit kurz durchdachten Zügen. Und sein Ergebnis konnte sich sehen lassen. Nur sieben Mal griff er fehl und verlor, schloß 36 Friedensabkommen und siegte in den restlichen 258 Partien. Die Abnutzung seines Schuhwerks muß immens gewesen sein. Sein Landsmann und Großmeister Bojan Kurajica ließ sich davon allerdings nicht beeindrucken und trieb die Zahl der Gegner auf 666 hoch, wobei er, als die letzte Partie zu Ende ging, 26 Stunden auf den Beinen gewesen war - ein schlafraubender Marathon. Wie gering mag es einem da vorkommen, daß der ehemalige Weltmeister José Capablanca 1922 in Cleveland den Fehdehandschuh gegen 103 Gegner aufnahm. Nun, er leistete sich allerdings nur einen Fehler, als er einen seiner Gegenspieler ins Remis entkommen ließ. Im Durchschnitt schwankt die Bedenkzeit, die ein Großmeister pro Simultanpartie verbraucht, von einer bis drei Minuten oder zwischen vier bis neun Sekunden pro Zug. Simultanpartien bestechen durch ihre Publikumsnähe. Eine andere Art von Attraktion bilden Vorgabepartien wie im heutigen Rätsel der Sphinx, wo Meister Kaliterna ohne den weißen Damenturm spielte, jedoch dank eines grandiosen Opfergewitters den schwarzen König mattsetzte. Also, Wanderer, neun Züge gilt es zu finden!
Kaliterna - N.N.
Zagreb 1958
Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Nigel Short kalkulierte richtig, als er 1.Td1xd5! zog, wohlwissend, daß er nach 1...Le6xd5 2.Df3xd5 Tg4xf4 3.Lf2xc5 De7-g7 4.Lc5-d4 einen unbezähmbaren Angriff erhielt: 4...Tb8-e8 5.Dd5-d6 Dg7-g3+ 6.Kh2-g1 h4- h3 - nur ein Scheingefecht - 7.Te2-f2 h3-h2+ 8.Kg1-h1 Tf4xd4 9.Dd6xd4 Sh7-f6 10.Tf2-e2 Sf6-h5 11.e5-e6+ Dg3-g7 12.Kh1xh2 f5-f4 13.Lc2-g6 und Schwarz gab auf.
Erstveröffentlichung am 26. Dezember 2000
22. Oktober 2012
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