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SCHACH-SPHINX/04629: Wahre Bedeutung des Gambits (SB)


In der Mitte des 16. Jahrhunderts reiste der spanische Priester Ruy Lopez nach Rom. Verschiedene kirchliche Angelegenheiten mußten geregelt werden. Ruy Lopez war jedoch auch den weltlichen Dingen kaum minder zugetan und insbesondere für das Schachspiel erwärmte sich sein Blut. Da ihm in seinem Heimatland niemand mehr die Stirn bieten konnte, strebte er vor seiner Abreise einen Wettkampf mit den italienischen Meistern des Fachs an und gewann. Der Besiegte, Giovanni Leonardo di Bona, konnte die Niederlage jedoch nicht verschmerzen. Von einem spanischen Geistlichen übers Ohr gehauen worden zu sein, war ihm ein unerträglich Ding. Also wappnete er sich, studierte zwei Jahre lang im Kabinett gleichgesinnter Kameraden die Tiefen und Geheimnisse des Schachspiels und stattete dem Spanier in Begleitung seiner Freunde Polerio und Rosces einen Gegenbesuch ab. Ruy Lopez war seinerzeit ein gerngesehener Gast am Hofe des spanischen Monarchen Philipp II., eines vom Schachspiel faszinierten Menschen. Die italienische Gesandschaft zum Anlaß nehmend, veranstaltete Philipp einen Matchkampf zwischen seinem Matador und den angereisten Gästen. Doch auch dieses Mal konnte Lopez die italienischen Meister Mores lehren. Resigniert, doch mit reichen Geschenken gesegnet, kehrten di Bona und seine Landsleute nach Rom zurück. Erst sehr viel später, Lopez war schon an den Schläfen ergraut, tauchte der Italiener ein zweites Mal in Spanien auf und nahm Revanche. Er hatte die Zeit gut abgepaßt. Lopez, vom Alter gebeugt, verfügte nicht mehr über dieselbe geistige Spannkraft und unterlag. Wer sich über die Bedeutung des italienischen Wortes Gambit - "jemandem ein Bein stellen" - noch nicht völlig im klaren ist, der wird nun wohl die wahren Hintergründe erkennen. Also, Wanderer, die Zeit macht den Hartnäckigen irgendwann zum Sieger über seinen alternden Gegner. Di Bonas Sekundant Polerio veröffentliche später einige Abhandlungen über das Schach. Aus einem dieser Werke ist das heutige Rätsel der Sphinx entnommen. Der Anziehende kann mit einem raffinierten Endspieltrick ein Matt in sieben Zügen erzwingen.



SCHACH-SPHINX/04629: Wahre Bedeutung des Gambits (SB)

Polerio

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Meister Leiser opferte Springer und Dame, um die schwarze Majestät aus ihrem sicheren Versteck in Feindesland zu zwingen und dort zu liquidieren: 1.Sd4xe6! Kf7xe6 2.Dd2xd5+!! Ke6xd5 3.Ta1-d1+ Kd5-e4 - 3...Kd5-e6 4.Lf1-c4# - 4.Tc3-c4+ Ke4-f3 5.Td1-d3+ Kf3-g4 6.Lf1-e2+ Kg4xh4 7.Tc4-c3! und Schwarz kann dem Matt nicht entrinnen.


Erstveröffentlichung am 25. Januar 2001

19. Januar 2013





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