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SCHACH-SPHINX/04630: Augen ohne Licht (SB)


Die Verschwendungssucht eines einzigen Menschen hatte Frankreich im 18. Jahrhundert in das Armenhaus Europas verwandelt. Zur Rechenschaft gezogen wurde Ludwig XIV., den man den Sonnenkönig nannte, jedoch nicht. Die hohe Staatsverschuldung mußte sein Enkel auf dem Schafott mit dem Leben bezahlen. Die Zeit der französischen Revolution veränderte nicht nur das Gesicht der Welt, sie vernichtete auch Hekatomben von Menschen, trieb viele außer Landes, wo sie in der Fremde in beispiellosem Elend ihr Dasein fristeten. Für François André Danican Philidor, der als Komponist und Schachspieler den adligen Kreisen von jeher zugetan war, bedeutete der Wechsel in der Herrschaft höchste Lebensgefahr. Im Café de la Regance, wo seinerzeit die Creme der französischen Schachspieler residierte, traf er nicht nur auf Gleichgesinnte. Auch der Führer der Jakobiner, Maximillan Robespierre, zählte dort zu den Gästen. Und dessen stets nach Verschwörern und Verrätern an der revolutionären Sache spähende Augen fielen auch auf Philidor. In einer zeitgenössischen Chronik heißt es: "Der finstere Blick, den Philidor zuweilen aus den Augen Robespierres traf, ließ den Anhänger zweier Könige das Schlimmste befürchten. Er suchte daher Zuflucht bei seinen englischen Freunden." Aus der Fremde fand sein Fuß nie mehr den Weg in die Heimat zurück. Er hatte, um ein berühmtes Wort zu gebrauchen, den Staub des Heimatlandes an den Schuhsohlen mitgenommen. Wenige Jahre später, am 24. August 1795, verstarb er in bitterster Armut. Seine Leistungen auf dem Felde der Schachkunst indes überlebten ihn und wurden später vornehmlich von deutschen Meistern weiterentwickelt. Im heutigen Rätsel der Sphinx gelang ihm in einer Blind-Vorstellung eine kleine, aber charmante Siegeskombination mit den schwarzen Steinen. Philidor am Zuge hatte für Turm und Springer die weiße Dame gewonnen und bereitete der weißen Majestät nun ein rasches Ende. Also, Wanderer, was sahen Philidors Augen im Geiste?



SCHACH-SPHINX/04630: Augen ohne Licht (SB)

Leycester - Philidor
London 1788

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Polerios kleiner Endspieltrick bestand in der Lahmlegung des schwarzen Königs mit 1.Tc1-a1! Kb2xa1 2.Kd2-c2!, so daß er sich in der Folge sozusagen selbst matt setzen mußte: 2...g6-g5 3.h4xg5 h5-h4 4.g5-g6 h4- h3 5.g6-g7 h3-h2 6.g7-g8D h2-h1D 7.Dg8-g7#


Erstveröffentlichung am 25. Januar 2001

20. Januar 2013





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