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SCHACH-SPHINX/04787: Fluch der drei Worte (SB)


Jähzorn ist eine gar nicht so selten vorkommende Begleiterscheinung beim Aufgeben einer Partie. Wer stundenlang um eine Stellung gekämpft hat und plötzlich begreifen muß, daß es nicht mehr weitergeht, daß jeder Zug, der noch ausgeführt wird, ohnmächtigen Ärger schürt, dem fällt es dann schwer, freundlich-lächelnd aufzustehen und dem Kontrahenten die Hand zu reichen. Zuviel blieb auf dem Brett von einem selbst liegen. Böse Worte, böse Gesten, böse Blicke, ach, das Sammelsurium des Besiegten scheint unergründlich zu sein, wenn er denn den letzten Zug machen muß. Manche, die Gutmütigen in dieser Runde, legen ihren König mit grimmig verzogenem Mund um, andere werfen ihr Partieformular mitten aufs Brett, daß die Figuren links und rechts vom Tisch herunter auf den Boden kullern. Auch gibt es solche, die sich einfach erheben und mit mehr oder weniger gutgetragener Gleichgültigkeit den Saal verlassen. Von Aljechin über Fischer bis Kortschnoj erstreckt sich die Reihe der gekränkten Häupter. Nichts ist schwerer über die Lippen zu bringen, als diese drei Worte: 'Ich gebe auf'. Vom österreichischen Großmeister Tartakower ist nicht bekannt, daß er seinem Unmut über eine Niederlage allzu drastisch Luft machte. So darf man annehmen, daß er sich vorbildlich benahm, als ihn sein Kontrahenten Euwe im heutigen Rätsel der Sphinx nach einigen kraftvollen Zügen zur Aufgabe zwang. Also, Wanderer, wie sicher steht der weiße König auf a3?



SCHACH-SPHINX/04787: Fluch der drei Worte (SB)

Tartakower - Euwe
Venedig 1948

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Ein Remis kam für Miles nicht in Frage. Bedenkt man außerdem, daß außer dem Springer auf c4 keine weitere schwarze Figur bedrohend in Erscheinung trat, so war das augenbetörende Qualitätsopfer 2.Td1-d2!! fast schon naheliegend. Aber hinterher ist man immer schlauer: 2...Sc4xd2 3.Sb1xd2 Da2-a1+ 4.Sd2-b1 Lc8-d7 5.Sg5xh7 - nun blüht der weiße Angriff erst richtig auf - 5...g6-g5 - 5...Sf6xh7 6.h5xg6 und das Matt wäre nicht zu verhindern gewesen - 6.Sh7xf6+ e7xf6 7.Dh6xf6 Kg8-h7 8.h5-h6 Tf8-g8 9.Df6xf7+ Kh7-h8 10.Df7-f6+ Kh8-h7 11.Df6-e7+ Kh7-h8 12.De7xd7 Die Lage hatte sich geklärt. Miles besaß Gewinnstellung, aber noch wollte sich Fedorowicz nicht geschlagen geben. Es folgte noch: 12...c5-c4 13.h6-h7 Tg8-g7 14.Dd7-c6 Ta8-d8 15.Dc6xc4 Da1-a5 16.Dc4-d4 Td8-c8+ 17.Kc1-d2 b4-b3+ 18.Kd2-e2 Tc8-c2+ 19.Sb1-d2 Da5-c7 20.Ke2-e3 Tc2-c1 21.Th1-h6 a6-a5 22.Lf1-b5 Dc7-f7 23.g2-g3 Df7-f8 24.Sd2xb3 Tc1-c2 25.Sb3-d2 und der schwarze Geduldsfaden war endlich gerissen.


Erstveröffentlichung am 17. März 2001

26. Juni 2013





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