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SCHACH-SPHINX/05008: Vorzugsweise mit Schwarz (SB)


James Henry Blackburne war ein vorbildlicher Charakter, ein Mann mit hohen Idealen, kühlen Gedanken, zurückhaltendem Charme. Nie drängte er sich wie ein Paradiesvogel in die Optik der Bewunderung, nie schwatzte er sich auf die Liste der Moralverächter. Gediegen wie sein Auftreten war auch der Schachstil des gelernten Kaufmanns. Sein Geburtsort Manchester war seinerzeit ein Mekka turbulenten Schachlebens, und so blieb es nicht aus, daß er bereits in zarten Jünglingsjahren der Kunst Caissas verfiel und später auf den Turnieren seinen Broterwerb damit bestritt. Bekannt wurde er vornehmlich dadurch, daß er seine meisten Siege mit den schwarzen Steinen errang, weswegen man ihm auch den Namen "The Black Death" gegeben hatte. Von 1862 bis 1914 gehörte er zur führenden Schachelite im angelsächischen Sprachraum. Zwischen den Turnieren, die zu seiner Zeit nicht übermäßig oft veranstaltet wurden, hielt er sich mit Simultanvorstellungen über Wasser. Und so gibt es eine nette Anekdote über ihn zu erzählen: Seine Art während der Simultanpartien war es gewesen, daß er auf seinem Weg von Brett und Brett gerne Whisky trank. Nun trug es sich jedoch zu, daß einer seiner Simultangegner sich ebenfalls ein Glas Whisky bestellte, immer wieder daran nippte und überlegte und so fort, ganz wie es der große Meister tat. Blackburne erreichte nun dessen Brett, warf einen kurzen Blick auf die Stellung und zog rasch, aber rascher noch griff er zum Whiskyglas des anderen und schüttelte die goldbraune Flüssigkeit mit einem Schluck herunter, worauf der Geprellte mit erstaunt-wütendem Gesicht aufstand und den großen Meister anfunkelte. Dieser zeigte sich jedoch völlig ungerührt und entgegnete auf die Vorhaltungen seines Kontrahenten in echt britischer Gelassenheit: "Er ließ seinen Whisky 'en prise' und ich nahm ihn 'en passant'." Darauf war der Streit aus der Welt geschafft, und beide waren um eine menschliche Begegnung reicher! Eine besondere Erfahrung sammelte auch sein Schachkompagnon Steinkühler, mit dem Blackburne als junger Schachnovize die Kräfte maß. In dieser Partie unterlag Steinkühler mit den weißen Steinen, denn sein König ging im heutigen Rätsel der Sphinx in drei Zügen Matt. Schon damals siegte Blackburne vorzugsweise mit den schwarzen Steinen, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/05008: Vorzugsweise mit Schwarz (SB)

Steinkühler - Blackburne
Manchester 1863

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Wenn Dame und König in so verfänglicher Weise beieinander stehen wie bei unserem Schachfreund Holopainen, ist Gefahr in Verzug, und so konnte sein Kontrahent Pirttimäki dank einer kleinen, spitzfindigen Finesse den Sieg davontragen, und zwar geschah dies mit 1...Td3-h3! 2.Dh4xh3 Sd5-f4! Um das Matt zu verhindern, mußte sich Weiß nun zu 3.Dh3-g3 bequemen, aber nach 3...Sf4-e2+ war die Dame auch schon pfutsch und damit die ganze Partie.


Erstveröffentlichung am 29. Mai 2001

02. Februar 2014





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