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SCHACH-SPHINX/05011: Griff ins Absurde (SB)


Die Wege der Schachforschung sind manchmal wirklich sonderbar. Beim Versuch, ein europäisches Urschach zu postulieren, wurde auch schon in die Trickkiste des Absurden gegriffen. Der gängigen Geschichtsdogmatik zufolge liegt die Wiege der europäischen Kultur in Griechenland. Was lag also näher, als zu vermuten, daß auch das Schach den Griechen von ihren Ahnengöttern in die Wiege gelegt wurde. Seltsamerweise gibt es keine Hinweise auf ein Schachspiel in der griechischen Literatur, nur in arabischen Manuskripten aus der Feder von al-'Adli und as-Suli wird Schach in Verbindung mit Hippokrates und Galen sowie mit Aristoteles erwähnt. So steht in diesen Schriftstücken niedergeschrieben, daß Hippokrates und Galen im Schachspiel ein wirksames Mittel gegen Diarrhoea und Erysipel (Wundrose) sahen, während Aristoteles darin zum Vater und Urheber des Schachspiels stilisiert wird. Man fragt sich zu Recht, warum solche an den Haaren herbeigeholten Legenden nur in arabischen Manuskripten zu finden waren. Der Grund ist einfach und einleuchtend. In Ermangelung einer eigenen geschichtsträchtigen Geistesentwicklung ersannen sich die Araber Mittel und Wege, die von ihnen geerbte griechische Denktradition als Nährboden auch des Schachspiels zu postulieren, zumal die Vorstellung, es von den Persern, mit denen sie selten auf freundschaftlichem Fuße standen, erhalten zu haben, ihnen gehörig gegen den Strich gegangen sein dürfte. Natürlich ist an dieser Geschichtsschau nicht einmal ein gekrümmter Buchstaben echt. Wahr und wirksam war dagegen der geniale Zug, den Meister Adorjan mit den schwarzen Steinen im heutigen Rätsel der Sphinx fand, um seinen Kontrahenten Ribli sofort zur Aufgabe zu zwingen, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/05011: Griff ins Absurde (SB)

Ribli - Adorjan
Budapest 1983

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Schneller Fuß und schneller Kopf sind eins, sagt ein alter Spruch, und Meister Wetstein besaß beides, Kopf und Fuß, und fand so leicht den Weg zum Sieg mit 1...Tc8xc1! 2.Sd3xc1 Dd8-d2! Das am Rand stehende schwarze Läuferpaar drohte zum Riesen zu wachsen, so daß sein Kontrahent Teljatnikow sofort aufgab.


Erstveröffentlichung am 30. Mai 2001

05. Februar 2014





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