Schattenblick →INFOPOOL →SCHACH UND SPIELE → SCHACH

SCHACH-SPHINX/05052: Stuben- und Titelhocker (SB)


Mit Titeln ist es so eine Sache, wenn man sie hat, möchte man sie auf Teufel komm raus nicht wieder herausrücken und geht mit pedantischer Beharrlichkeit allen Zweikämpfen aus dem Wege. Immer schon war es so gewesen, ehe die Schachorganisation FIDE nach dem Zweiten Weltkrieg die Vergabe des Weltmeistertitels auf demokratische Füße stellte. Bis dahin lag es im Wohlwollen des Amtsträgers, ob er sich zu irgendeinem Duell bereiterklärte oder nicht. Meist stellte er jedoch so horrende Geldforderungen, daß kaum ein Herausforderer die nötigen Sponsoren dazu auftreiben konnte. Aber auch auf nationaler Ebene klebten Regenten an ihrem Titel wie Pech und Schwefel. Zehn Jahre lang forderte zum Beispiel Isaak Kashdan den amerikanischen Titelträger Frank Marshall zum Kampf heraus, was Letzterer jedoch ebenso hartnäckig verweigerte. Erst 1936 sorgte eine Reform des amerikanischen Schachbundes dafür, daß der Landesmeister unter den stärksten nationalen Meistern in einem Turnier ermittelt wurde. Für Kashdan war der Zug dann jedoch schon abgefahren. Er war inzwischen zu alt geworden, um den Titel zu erringen. Seine besten Jahre waren darüber verstrichen. Samuel Reshevsky sollte den Stuben- und Titelhocker Marshall ablösen. So ging der Name Kashdan in die Schachgeschichte ohne den verdienten Lorbeer ein. Aber immerhin konnte sich Kashdan mit einer grandiosen Siegeskombination gegen seinen Landsmann Siff 1948 in die Reihe der unvergänglichen Meister einschreiben. Mit den schwarzen Steinen am Zuge vollbrachte er im heutigen Rätsel der Sphinx diese Glanztat. Kannst du sie eruieren, Wanderer?



SCHACH-SPHINX/05052: Stuben- und Titelhocker (SB)

Siff - Kashdan
USA 1948

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Den ersten Schritt zum Sieg tat Meister Böök mit 1.Te7xf7! Das war noch leicht vorherzusehen, denn 1...Tf8xf7? verbot sich ja wegen 2.De2- e8+ Dc5-f8 3.Lb3xf7+ nebst Matt. Um dem Abzugsschach zu entgegen, mußte sein Kontrahent Saila nun 1...Kg8-h8 ziehen, doch darauf folgte erst die echte Pointe der Siegeskombination mit 2.De2-e5!! Wegen Grundreihenmatts war die weiße Dame unantastbar, gleichzeitig bedrohte sie jedoch ihre Rivalen und liebäugelte außerdem mit der Mattgefahr 3.De5xg7# Gegen diese Wucht der Drohungen gab es für Meister Saila nichts mehr zu erfinden.


Erstveröffentlichung am 11. Juni 2001

18. März 2014





Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang