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SCHACH-SPHINX/05219: Philosophische Notwendigkeit (SB)


Es läßt sich schwer bestimmen, was den Reiz der Partien der Meister des 19. Jahrhunderts im einzelnen ausmacht. Einige der Kombinationen sind von solcher Gedankenschärfe, das man in unseren Zeiten zuweilen auf den Rückgriff von Computern angewiesen ist, um die verschiedenen Pointen und kombinatorischen Verknüpfungspunkte herauszukristallisieren. Was immer die Gründe dafür sein mögen, warum in jenem Jahrhundert soviele unsterblich schöne Partien gespielt wurden, neben der Bewunderung kommt man an der Tatsache nicht vorbei, daß sie eben zu einer Zeit gespielt wurden, als die Eröffnungstheorie kaum aus der Taufe gehoben war. Vielleicht aber auch gerade deswegen. Weil Erkenntnisse über das Wesen des Schachspiels nicht vorlagen, mußten die Schachmeister in ihrer zweiten Funktion auch Philosophen sein. Das heutige Rätsel der Sphinx ist dem großen Vordenker der russischen Schachschule, Michail Tschigorin, gewidmet. Sein Kontrahent spielte im Diagramm nun 1...Th8-h7, mußte sich jedoch nach 2.Tg1xg7! sofort geschlagen geben, denn nach 2...Th7xg7 entscheidet 3.Dd1xh5+ kurzerhand. Nun Wanderer, welche taktische Lösung mag Tschigorin wohl für den Zug 1...Tc8-d8 im Kopfe vorbereitet haben?



SCHACH-SPHINX/05219: Philosophische Notwendigkeit (SB)

Tschigorin - Caro
Wien 1898

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
1...De5-f5+!! raubte Weiß die Illusion auf einen gefährlichen Angriff, der nach 1...De5-e7? 2.Dd2-h2! durchaus möglich gewesen wäre, so aber mußte er sich nach 2.Sd4xf5 Ld7xf5+ 3.Kb1-a1 b4xc3 4.b2xc3 Td4xf4! - die zweite geistreiche Pointe, denn 4...Lg7xc3+?? verliert wegen 5.Dd2xc3 Tc4xc3 6.Lf4-e5! - 5.Td1-c1 Tf4xf3 6.Ka1-b2 d5-d4! 7.c3-c4 - oder 7.c3xd4 Tc8-b8+ 8.Kb2-a1 Tf3-d3 und Schwarz gewinnt - 7...Tc8-b8+ 8.Kb2-a1 d4-d3+ 9.Tc1-c3 Tf3-f2! geschlagen geben.


Erstveröffentlichung am 11. September 2001

01. September 2014





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