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SCHACH-SPHINX/05314: Matt aus eigener Hand (SB)


Zwischen dem Spiel der Meister und dem merkantilen Anliegen des Turnierveranstalters klaffte schon immer ein unüberbrückbarer Gegensatz und Konflikt. Die Meister wollten spielen je nach Verfassung ihres Gemüts und ihrer Bereitschaft, das Letzte an Siegeswillen aus sich herauszuholen. Das Publikum jedoch wollte Helden feiern und entlohnte dieses Vergnügen mit einem weiteren Turnierbesuch. Blieb der erwartete, strahlende Sieger aus und beherrschten in der Hauptsache für die Augen eines Laien unattraktive Remispartien das Feld, so fühlten sich die Kiebitze um die Mühe ihres Erscheinens geprellt und boykottierten das nächste Mal das Turnier mit ihrem Fernbleiben. Ohne diese Einnahmequelle wagte jedoch kein Organisator das unternehmerische Risiko. Um aus diesem Dilemma herauszubrechen, stellten sie einige recht hybride Sonderregeln auf. So wurde 1911 in New York ein Remis erst nach 36 und in Karlsbad erst nach 45 Zügen gestattet. 1906 in Nürnberg durfte eine Partie nicht unter dem 50. Zug remisiert werden, und auch nur dann, wenn die übrigen Teilnehmer in geheimer Abstimmung dafür plädierten. In Margate 1936 setzte man diese unlautere Hürde für eine Partie mit Remisschluß auf den 30. Zug herab. Die Meister fügten sich dem Zwang nur mit Widerwillen und erfanden ihrerseits Schlichen und Hintertüren, um diese unbeliebte Turnierregel zu unterlaufen, indem sie vor der erforderlichen Zahl an Zügen still und verschwiegen ein Remis vereinbarten und die fehlenden Züge nur noch pro forma ausführten. 1962 wurde die 30-Züge-Regel für alle Turniere der FIDE zum Statut erhoben, später jedoch wieder abgeschafft, als man erkannte, daß die Qualität der Partien durch diesen Zwang zum Spielen nicht verbessert werden konnte. Die Schachmeister erhielten die Freiheit nach einem jahrzehntelangen Joch wieder zurück. Das Joch hatte sich hingegen Meister Simagin in seiner Partie gegen Batujew eigenhändig auf den Nacken gelegt, als er mit seinem letzten Zug 1...e3-e2?? einen Fauxpas der besonderen Art beging. Wie setzte Meister Batujew im heutigen Rätsel der Sphinx in drei Zügen Matt, Wanderer?



SCHACH-SPHINX/05314: Matt aus eigener Hand (SB)

Batujew - Simagin
Riga 1954

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Nachdem sein unbekannter Gegner fleißig mitgeholfen hatte, seinen König unter ein kaudinisches Joch zu zwingen, konnte Meister Bernstein mit dem galanten Damenopfer 1.f5-f6+! h5xg4 2.Lf7-e6+ Kd7-e8 3.f6-f7# leicht den Sieg erringen.


Erstveröffentlichung am 02. Januar 2002

05. Dezember 2014





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