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SCHACH-SPHINX/05459: Sturmlauf der Jugend (SB)


Mittlerweile rückt eine Schachgeneration von Großmeistern nach, die sich durch ihre Jugend auszeichnet. Jüngst passierte es, daß ein älterer Schachmeister bei einem Turnier einen Knirps vom Schachbrett fortscheuchen wollte, da er der festen Überzeugung war, ein junger Kiebitz habe sich erlaubt, auf dem Stuhl seines Kontrahenten Platz zu nehmen. Tausend Worte der Entschuldigung strömten jedoch über seine Lippen, als ihm ein Schiedsrichter über seinen Irrtum aufklärte. Gegen den Däumling verlor er schließlich auch noch die Partie. Man wird umdenken müssen heutzutage. Wer weiß, irgendwann wird es vielleicht umgekehrt sein, daß ein Senior von einem koboldgroßen Benjamin gebeten wird, das Spiel von den Zuschauerrängen aus zu beobachten. Noch darf man sich Milde leisten, wie beispielsweise Meister Pedrag Nikolic beim Hochofenturnier 1994 in Wijk aan Zee. In der letzten Runde des Turniers, das er schließlich gewann, mußte er gegen den damals 14jährigen Peter Leko aus Budapest antreten. Dieser brauchte nur noch einen halben Punkt zum Erhalt seines Großmeistertitels. Nikoloc brachte es einfach nicht übers Herz, auf Gewinn zu spielen, und bot ihm nach wenigen Zügen ein Remis an: "Ich will nicht als der Mörder eines Kindertraumes in die Schachgeschichte eingehen." Leko wurde damit zum bis dahin jüngsten Großmeister der Zunft. Inzwischen hat ihn der Franzose Etiene Bacrot vom Thron gestoßen. So alt bzw. jung war der bulgarische Großmeister Weselin Topalow nicht gewesen, als er den Titel errang, und Fehler leistete er sich auch größere, wie zum Beispiel in Linares in seiner Partie gegen Barejew, als er sich mit den weißen Steinen auf eine waghalsige Kombinationen eingelassen und zuletzt 1.Dc2-e4 gezogen hatte. Barejew fand im heutigen Rätsel der Sphinx die schlagende Widerlegung. Siehst du sie auch, Wanderer?



SCHACH-SPHINX/05459: Sturmlauf der Jugend (SB)

Topalow - Barejew
Linares 1994

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Der indische Großmeister Viswanathan Anand belehrte seinen amerikanischen Kontrahenten Gata Kamsky nach 1...Tc8-c5 durch das Rückopfer 2.Sf8-g6+! darüber, daß kein Angriff auf tönernen Füßen stehen darf. Nach 2...Dg1xg6 3.Te2-e1 Dg6-f6 kam die entscheidende Offensive mit 4.Df3-a8+ Kh8-h7 5.Ld3-c4 Tc5-c6 6.Da8-g8+ Kh7-g6 7.Te1- g1+ und Kamsky nahm die Belehrung dankend an.


Erstveröffentlichung am 20. Mai 2002

29. April 2015


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