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SCHACH-SPHINX/05556: Die Zahl 13 (SB)


Die moralische Vorverurteilung einmal beiseite gelassen, wird man mit Fug und Recht zu der Erkenntnis gelangen, daß im Aberglauben nichts anderes als logische Ordnungsschritte am Werke sind und nicht, wie die Kirche gern glauben machen möchte, dämonische Mächte. Ein gutes Beispiel dafür ist die Zahl 13. Wer sie so aufs Korn nimmt, wie es der Profi-Weltmeister Garry Kasparow getan hat, und sie zudem auf die persönliche Geschichte anwendet, der entdeckt in ihr tatsächlich ein strenggefaßtes Denkkonzept: "Nicht zufällig sind viele meiner Erfolge an die Zahl 13 gebunden: Ich wurde geboren (und auch das ist ein Erfolg!) am 13.4.1963 (auch die Jahreszahl ist durch 13 teilbar), ich wurde der 13. Weltmeister '85 (8 + 5 = 13) mit dem Ergebnis 13:11, und die 94. Partie (9 + 4 = 13) zwischen uns, mit der ich meinen Titel verteidigte, war mein 13. Sieg gegen Karpow. Wie kann man da nicht abergläubisch sein?" Die Ordnung beherrscht eben das ganze Denken, und wo der Mensch schicksalhafte Winke am Walten sieht, da ist es bloß sein banaler Glaube, alles müsse sich zuletzt auf ihn beziehen. Der Mensch braucht nur lange genug zu suchen, um aus dem größten Mysterium noch ein einfaches Rechenexempel zu machen. Auf der Schacholympiade in Malta erlitt Kasparow jedenfalls nur in einer einzigen Partie eine Niederlage, und bedeutungsschwer, wie sich Schachmeister eben gerne geben, errang sein Kontrahent Georgiew ausgerechnet mit dem 13. Zug die Oberhand. Tragischer war wohl, daß Kasparow mit seiner Najdorf- Variante, die zu kennen, er sich im besonderen rühmt, bös in eine Eröffnungsfalle hineinstolperte, als er im heutigen Rätsel der Sphinx zuletzt 12...Sf6-d7? gezogen hatte, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/05556: Die Zahl 13 (SB)

Georgiew - Kasparow
Malta 1980

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Furchtlos zog Petrosjan seinen König nach 1...Kb7-c6!!, und plötzlich hingen mehrere Figuren in Kasparows Streitmacht. Zu verwirrt war der junge Mann aus Baku, daß er statt der remismöglichen Folge 2.Ld6xc7 b5xc4 3.Tb3-b7 Tc8xc7 4.Ta2xa6+ Ta8xa6 5.Db1-b5+ Kc6-d6 6.Db5xa6 Kd6- e7 7.Lg2xd5 Tc7xb7 8.Ld5xb7 De8-b8 9.Kg1-f2 sich auf ein waghalsiges Figurenopfer einließ und nach 2.Tb3-a3 b5xc4 3.Ta3xa6+ Ta8xa6 4.Ta2xa6+ Lc7-b6 5.Ld6-c5 De8-d8 6.Db1-a1 Sd7xc5 7.d4xc5 Kc6xc5 8.Ta6- a4 kapitulierte.


Erstveröffentlichung am 24. August 2002

04. August 2015


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