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SCHACH-SPHINX/05657: Schrecken der 64 Felder (SB)


Namen sind nicht immer bloß Schall und Rauch, zuweilen knüpft sich an ihnen eine lange Leidensgeschichte. Man denke da an den König von Epirus, Phyrrhus, der 299 v.Chr. zwar über die römischen Legionen siegte, aber dennoch nur als Verlierer heimkehrte. Den Großteil seiner Armee hatte er auf dem Schlachtfeld zurücklassen müssen. Die Reihe besiegter Sieger ließe sich endlos weiterführen, allein wir wollen zum Schach zurückkehren und damit zur Französischen Verteidigung, diesem Schrecken der 64 Felder. Als eine Pariser Meisterclique 1836 mit ebenjener Eröffnung in einer Fernschachpartie über ein Londoner Team siegte, verband sich mit der Französischen Verteidigung, die darüber den Einstieg in die Schachnomenklatur fand, der Gedanke an blasse Gesichter und Schmach. Viele Meister entdeckten in der Folgezeit in ihr ein mächtiges Schwert gegen die offenen Spiele des Königsbauern. Kaum einer, der sie nicht angewendet hätte, niemand, der es wagen konnte, sich nicht mit ihren Feinheiten auseinanderzusetzen, wenn er auf dem Brett nicht regelrecht überrannt werden wollte. Dem Rigaer Meister Aaron Nimzowitsch haben es die Anhänger der Französischen Verteidigung zu verdanken, daß die klassische Entgegnung 3...Sg8-f6 um den Lanzenstoß 3...Lf8-b4 bereichert wurde. Ihr Konzept ist denkbar einfach, und darum genial. Das weiße Zentrum wird vom ersten Zuge an blockiert, bewegungstot gemacht. Es gibt wenige Eröffnungen, die bis auf den heutigen Tag nicht mindestens in einer Variante Bankrott anmelden mußten. Die Französische Verteidigung gehört nicht dazu. Ihr streng strategisches Konzept trotzte bislang allen Entkräftungsversuchen. Im heutigen Rätsel der Sphinx führte der Ex- Weltmeister Alexander Aljechin die Französische Verteidigung zu einem grandiosen Sieg. Im heutigen Rätsel der Sphinx hatte Meister Muffang zuletzt mit 1.Tf1-e1 fortgesetzt, was sicherlich nicht das Beste war. In seiner positionell deklassierten Lage hätte er mit 1.Ta7-a3! noch den größten Widerstand leisten können. Aljechin nutzte nun die Gelegenheit zu einem seiner Geniestreiche. Nach welcher Methode ging er dabei vor, Wanderer?



SCHACH-SPHINX/05657: Schrecken der 64 Felder (SB)

Muffang - Aljechin
Paris 1923

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Meister Tal machte es kurz und bündig und spielte 1.Se4-g5!, um nach dem erzwungenen 1...Td8-f8 mit 2.De6xf5! den Sieg an sich zu reißen. Die Drohung 3.Sg5-e6+ nebst Damenrückgewinn erlaubte dies.


Erstveröffentlichung am 01. Dezember 2002

13. November 2015


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