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SCHACH-SPHINX/05736: Lieder für die Liebe (SB)


Zu Beginn des 14. Jahrhunderts wurde in Zürich die wohl kostbarste Minnesänger-Handschrift von der Familie Manesse in Auftrag gegeben. Natürlich durfte das zeitgenössische Stelldichein zwischen einem Liebhaber und seiner Dame nicht fehlen. Und wo besser lernen sich Liebende kennen als beim Schachspiel. So enthält das Liederbuch insgesamt 138 Miniaturen, und darunter eine Szene am Schachbrett zwischen dem Marktgrafen Otto IV. von Brandenburg und einer seiner Edelfrauen. Die Zeiten mögen sich gewandelt haben, doch eine Schachpartie zwischen Mann und Frau gilt immer noch als sicheres Vorzeichen für eine beginnende Liebschaft. Geist und Verstand, Seele und Gefühl, kaum ein anderes Spiel vereinigt in sich diese Bereiche gesellschaftlicher Diskrepanz auf so natürliche und ungezwungene Weise. Aber nicht alle Neckerei am Schachbrett ist von liebevollen Gedanken umflort. Wenn beispielweise die ungarische Großmeisterin Judit Polgar und der Engländer Nigel Short sich vor den 64 Feldern treffen, geht es zumeist handgemein zu - wohlgemerkt, nur auf dem Brett. Dort aber versteht es die Ungarin mit raffiniertem Frauencharme, eine Partie nach der anderen gegen Short zu gewinnen. Im heutigen Rätsel der Sphinx, es stammt aus einem New Yorker Schnellturnier, schickte die Ungarin den steifen Engländer mit den weißen Steinen regelrecht zu Boden. Wie schaffte sie das, Wanderer, obwohl sie ja materiell im Nachteil war?



SCHACH-SPHINX/05736: Lieder für die Liebe (SB)

J. Polgar - Short
New York 1994

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Der indianische Überfall begann mit dem Pfeilregen 1.Dh4xh7+! Kg8xh7 2.Tf3-h3+ Kh7-g8 3.Sf4-g6, und wie einst General Custer war auch unser Schachfreund Gelman von der Indianerreiterschar zum Tode umzingelt.


Erstveröffentlichung am 18. Februar 2003

04. Februar 2016


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