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SCHACH-SPHINX/05779: Zu Ehren von Isaak Leopold Rice (SB)


Das Königsgambit birgt eine Fülle von Varianten mit Figurenopfern. Eine Liste dieser Abspiele könnte beinah eine Enzyklopädie füllen. Die meisten davon sind zweifelhaft, einige mit Sicherheit inkorrekt, doch alle bieten sie dem Freund taktischer Einfälle ein reiches Experimentierfeld. Zu Beginn des vorigen Jahrhunderts war es in Mode gekommen, sogenannte Thematurniere zu veranstalten. Das waren Wettkämpfe mit festgelegter Eröffnung oder Verteidigung. Gern gesehen waren insbesondere Thematurniere mit dem Königsgambit. Ein Heer von Kritikern stand einer kleinen Rotte von Apologeten gegenüber. Das Königsgambit hatte damals das goldene Gewand längst abgelegt. Von Motten zerfressen, verstaubt und mehr oder weniger nutzlos geworden, fanden sich dennoch Geldgeber, die um der Liebe zum Königsgambit willen Turniere dieser Art ausrichteten. Einer der freigebigsten Befürworter war Professor Isaak Leopold Rice, nach dem auch ein besonders strittiges Abspiel benannt wurde. Das Rice-Gambit, ein Springeropfer für ein wenig Angriff, war beispielsweise 1903 Gegenstand der Auseinandersetzung zwischen Emanuel Lasker und Michail Tschigorin. Lasker hatte die Bürde, alle Partien mit Weiß spielen zu müssen. Er verlor mit 2,5:3,5. Vielleicht rührt daher auch, daß er dem Königsgambit in seinen späteren Schriften so unversöhnlich begegnete. In der Fernpartie Perwago gegen Dr. Neustadl kam es zu einer Neuauflage der Frage nach Wert und Unwert des Rice-Gambits. Fürsprecher sind heutzutage selten geworden, und auch Weiß mußte im heutigen Rätsel der Sphinx die Zeche zahlen für die Zweifelhaftigkeit des Rice-Gambits. Also, Wanderer, nachdem Schwarz selbst zwei Türme geopfert hatte, erhielt er die vorliegende Stellung, und irgendwo darin steckt ein achtzügiges Matt.



SCHACH-SPHINX/05779: Zu Ehren von Isaak Leopold Rice (SB)

Perwago - Dr. Neustadl
Fernpartie 1954

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Der Zug 1...b5-b4? war der Bumerang zur eigenen Niederlage. Schelten darf man ihn, aber nicht zu sehr, denn seine Widerlegung verlangt vom kombinatorischen Auge ein Höchstmaß an Schärfe. Perenyis Auge war jedenfalls durchdringend genug, um den Siegeszug 2.Lg5-d8!! zu finden. 2...Th8xh3 scheiterte nun an 3.Df3xh3, so daß Damljanovic nichts anderes übrig blieb, als das Läuferopfer anzunehmen und damit Caissas Schicksalsspruch anzuerkennen: 2...Ta8xd8 3.Tg1xg6+ Ke6-f7 - 3...Df5xg6 4.Sh3xf4+ mit leichtem Sieg für Weiß - 4.Tg6xc6 mit Figurengewinn. Der Rest spielte sich von selbst: 4...b4-b3 5.Th1-h2 Kf7-g8 6.Tc6-d6 Td8xd6 7.e5xd6 g7-g5 8.Kc1-b2 g5-g4 9.Df3xf4 Df5xf4 10.Sh3xf4 Th8xh2 11.d6-d7 und Schwarz gab auf.


Erstveröffentlichung am 02. April 2003

18. März 2016


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