"Wer Schach spielt, muß Matt erwarten", so einst der verstorbene holländische Großmeister Jan Hein Donner. Daß auf einem hochangesehenen Turnier wie dem Interzonenmatch 1982 in Las Palmas statt der Riege junger aufstrebender Schachsterne der älteste Teilnehmer des Treffens, nämlich der 61jährige Ex-Weltmeister Wassiliy Smyslow, ins obere Drittel der Tabellenspitze vorstürmen sollte, damit jedenfalls hatte dann doch keiner gerechnet. Symslow erzielte 8,5 Punkte, verlor zweimal, holte sich allerdings in den letzten drei Runden drei Siege in Folge. Auf diese Weise hatte er sich für das Kandidatenturnier zur Weltmeisterschaft qualifiziert, was in seinem Alter keinem zuvor je geglückt war. Sicherlich, sein Erfahrungsvorsprung mag gewaltig gewesen sein, doch in einem Zonenturnier wird mit einer verschärften Gangart gespielt. Taktische Remispartien sind selten, und so bedeutete der zweite Platz für den feingliedrigen Großmeister eine enorme konditionelle Herausforderung. Daß er die Strapazen dennoch meisterte, spricht für sich. Wo die Jugend auf Konstitution setzen konnte, mußte sich der alte Fuchs auf seine Geisteskräfte verlassen, und die verließen ihn nicht, wie im heutigen Rätsel der Sphinx bewiesen wird. Sein junger amerikanischer Kontrahent Walter Browne mußte vor den ergrauten Schläfen Symslows den Hut ziehen. Also, Wanderer, der Jüngling zog nunmehr 1.a2-a3+?, was die Verwertung des schwarzen Vorteils erheblich abkürzte.
Browne - Smyslow
Las Palmas 1982
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Auch in Simultanspielen dürfen Großmeister nie unterschätzt werden.
Dies mußte unser unbekannter Schachfreund bitterlich erfahren, denn er
ging schnurstracks in die von David Bronstein so raffiniert ausgelegte
Falle hinein: 1.0-0-0! De7xe4 2.Td1-d8+!! und nach dem erzwungenen
2...Ke8xd8 war der schwarze Springer gefesselt, so daß Bronstein mit
3.Da4xe4 Dame und Partie sofort gewann.
Erstveröffentlichung am 22. November 2003
13. November 2016
Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang