Der Totengräber der französischen Revolution und spätere Kaiser Napoleon Bonaparte war ein leidenschaftlicher Schachspieler. Soviel hat die Geschichte wahrheitsgetreu, also verbrieft und dokumentengestützt, überliefert. Daß er bei Niederlagen auf dem Brett leicht in Jähzorn verfiel, soll, so behaupten einige Historiker, seinem korsischen Naturell entspringen. Allein beim heiklen Punkt seiner Spielstärke scheiden sich die Geister. Es sind zwar einige Notationen erhaltengeblieben, die Napoleon als Urheber ausweisen. Doch ist deren Authentizität schwer nachzuweisen. Die Anekdoten über seine kindliche Wut lassen offenbar den Schluß zu, daß Napoleon wohl ein großer Schlachtenlenker, hingegen auf dem Brett nur ein Fußsoldat war. Dafür spricht auch, daß er sich in späteren Jahren lieber mit dem Damespiel amüsierte, als die Tiefen und Kanten des Königlichen Spiels zu erforschen. Langmut war eine seiner Tugenden jedenfalls nicht. Im heutigen Rätsel der Sphinx soll Napoleon gegen Madame de Rémusat auf Schloß Maimaison eine Kurzpartie fabriziert haben. Ob die Hofdame dabei aus Rücksicht auf den royalistischen Zorn ein wenig nachgeholfen hat, wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben. Jedenfalls wußte der Franzosenkaiser seine Kavallerie einzusetzen, Wanderer.
Napoleon - de Rémusat
Maimaison 1804
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Die Georgierin ließ sich den Sieg nicht nehmen. Nachdem sie sich schon
eine überlegene Position verschafft hatte, kürzte sie nach der weißen
Antwort 1.Df5-b1 den Gewinnweg mit 1...Db2xb1 2.Tc1xb1 Lc5-b4! 3.a3xb4
Tc6xc3 4.b4xa5 Tc3-c1+ 5.Tb1xc1 Tc8xc1+ 6.Ke1-d2 Tc1-c2+ 7.Kd2-e1 Tc2-
c5 ab. Angesichts des aussichtslosen Endspiels gab ihr Kontrahent
Plaskett sofort auf.
Erstveröffentlichung am 19. März 2004
11. März 2017
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