Schattenblick → INFOPOOL → SCHACH UND SPIELE → SCHACH


SCHACH-SPHINX/06144: Ein Schmidtchen macht noch keinen Sommer (SB)


1985 ereignete sich im Fürstentum Liechtenstein ein Fall von besonderer Tragik. Für gewöhnlich sind Partien auf einem Open nur von kurzer Dauer. Rasch kommt es zur Kulmination der Kräfte und ebensorasch wird bald der weiße, bald der schwarze König hingelegt. Doch an einem einsamen Brette wuchs sich die Langmut zu einer Ewigkeit aus. Die beiden Schachspieler Weinzetti und Schmidt bekriegten sich seit fast schon 16 Stunden und noch immer war kein Ende abzusehen. Der Hamburger Wolfgang Schmidt spielte mit den schwarzen Steinen und stand - so die allgemeine Meinung - im Endspiel glatt auf Sieg. Mit seinen beiden Freibauern hätte er spielend leicht gewinnen können, wenn nicht diese bleierne Müdigkeit gewesen wäre. So nahe am Ziel und beseelt vom Wunsch, endlich die Nerven entspannen zu dürfen, ließ sich Schmidt im heutigen Rätsel der Sphinx vom fälschesten aller falschen Zügen verleiten und zog 100...f3-f2?? Sein Herz stand beinah still vor Schreck, als er seinen Riesenirrtum bemerkte; aber da hatten seine Finger bereits den verhängnisvollen Bauernzug ausgeführt. Nach 16 Stunden strapaziösester Mühe und Filigranarbeit hatte er mit einem einzigen Zug den so sicher geglaubten Sieg verschenkt und verschwendet. Nun, Wanderer, nach welchem Zug stürzte für Schmidt eine ganze Welt zusammen?



SCHACH-SPHINX/06144: Ein Schmidtchen macht noch keinen Sommer (SB)

Weinzetti - Schmidt
Liechtenstein 1985

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Im Nu fiel die schwarze Königsburg nach dem Keulenschlag 1.Tg1xg6! in sich zusammen. 1...f7xg6 hätte nach 2.Th7-h8+ entweder die Dame gekostet oder wäre am Matt zugrundegegangen. Also fand Meister Svenn die Notlösung 1...Lf6xd4+, allein, nach 2.Sf3xd4 De6xg6 3.e4-e5 gab er sich dennoch geschlagen, weil er seine Dame auf jeden Fall eingebüßt hätte.


Erstveröffentlichung am 27. März 2004

19. März 2017


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang