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SCHACH-SPHINX/06145: Zuneigung auf die Probe gestellt (SB)


Der unschuldigste Vorwand, um die Dame seines Herzens aufzusuchen, war im Mittelalter wohl das Schachspiel. Mit dem Brett unterm Arm öffnete sich dem Galan jede Tür. Zumindest haben es die Minnesänger so überliefert, wenn man ihren Geschichten über Tristan und Isolde oder Lancelot und Ginevra Glauben schenken darf. Die Sänger selbst, die von Hof zu Hof zogen, um ihre Kunst darzubieten, hatten jedenfalls ein Schachbrett mit schöngeschnitzten Figuren bei sich. Wenn die Stimme mal vor Heiserkeit versagte, konnte der Künstler immer noch mit seiner Geschicklichkeit im Mattsetzen den Monarchen bei Laune halten und für unterhaltsame Stunden sorgen. Nicht von ungefähr zählte neben dem Umgang mit Waffen und gewandter Rede auch die Kunst des Königlichen Spiels zu den Tugenden, die bei den Rittersleuten gerngesehen waren, und das nicht nur, um die Zuneigung der Hofdamen auf die Probe zu stellen, sondern weil im Schach die noble Gesinnung am deutlichsten zum Vorschein trat. Im heutigen Rätsel der Sphinx zeigte auch Meister Kindermann, daß er ein Schachschwert zu führen wußte. Also, Wanderer, mit welchem Stoß gewann Kindermann spielend leicht und tugendsam - mit den weißen Steinen?



SCHACH-SPHINX/06145: Zuneigung auf die Probe gestellt (SB)

Kindermann - Foisor
Luzern 1982

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Was nützt ein Berg von Schuppen, der von den Augen fällt, wenn die Einsicht zu spät kommt. Als Wolfgang Schmidt seinen Zug 100...f3-f2?? ausgeführt hatte und sich nach 101.Te8-e4+! Kf4-f3 102.Te4-f4+ in den Klauen eines ewigen Schachs wiederfand - wird der Turm geschlagen, ist der weiße König patt -, verließ er mit hängenden Schultern den Spielsaal und wollte nach 16stündigem Marathon nur noch schlafen.


Erstveröffentlichung am 28. März 2004

20. März 2017


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