Ein Remis wird leicht unterschätzt, weil es in der Welt der Menschen immer nur um Sieg oder Niederlage geht. Wie einfallslos und dumm ist dieses Streben und Bewerten doch. Remisen tragen in sich mitunter den Keim des Genialen, sind so glänzend und makellos schön, daß dagegen so mancher Sieg zum billigen Spielzeug des Zufalls verblaßt. Ein Remis kann den höchsten Gipfel erklimmen. Von dort herab blickt man auf Täler; vieles hält sich für groß, weil es immer nur den Blick zum Boden senkt. Natürlich geht es nicht um Salonremisen, die nur die Zeit bis zum Abendessen verkürzen. Ein Remis von reinstem Wasser ist ein Kampf bis zur letzten Pointe. Nur wenige Siege können von sich behaupten, gleichermaßen stringent und messerscharf logisch zu sein. Es ist bedauerlich, daß der Mensch das Remis verwirft, weil er seinen Wert nicht erkennt so wie im heutigen Rätsel der Sphinx, wo Meister Flesch mit 1...Kd7-d8 2.Tf7-f8+ Kd8-d7 nach wildem Handgemenge im Mittelspiel mit dem Ausgang der Partie hätte durchaus zufrieden sein können. Jedoch, weil das Auge am falschen Glanz Gefallen findet, sich zu 1...Kd7-e6?? hinreißen ließ. Nun, Wanderer, zahlte es sich aus, sich am Remis vorbeizuschleichen?
Tompa - Flesch
Ungarn 1967
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Das Meer lehrte unserem Schachfreund Schroeder, sich mit 1.Sh4-g6+!
h7xg6 2.De2-f1!! Tf8-f7 - zögert den Untergang nur hinaus - 3.Ld5xf7
Sd7-f8 4.Df1-h3+ Sf8-h7 5.Lf7xg6 Dd8-g8 6.Sf3-g5 Lf6xg5 7.Lc1xg5 Lc8-
e6 8.f2-f4 e5-e4 9.d3xe4 f5xe4 10.Dh3xh7+ Dg8xh7 11.Lg6xh7 Kh8xh7
12.Te1xe4 den Sturm zum Freund zu machen.
Erstveröffentlichung am 26. April 2004
19. April 2017
Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang