Daß das Schachbrett nicht nur ein Ort der Schlachten und Siege sein muß, beweist uns Englands Meister Glenn Flear. Ihm waren die Damen auf dem Brett nicht lieber als die echten, und insbesondere die eine Französin mit Namen Christine Leroy hatte es seinem Herzen angetan. Wie gut, daß ihrer beider Wege sich bei einem Schachturnier trafen. So abwegig war dies indes nicht, denn auch sie war eine Jüngerin der Caissa; und weil dies so war, heirateten beide natürlich mitten während eines Wettkampfes. Das war im März 1986, als Flear bei einem Turnier in London den ersten Preis gewann. Mit der Siegesprämie ging es dann sogleich in die Flitterwochen. Der Frischvermählte traf im heutigen Rätsel der Sphinx auf seinen Landsmann Jonathan Speelman. Der baumlange, spindeldürre Meister mit seinem schwarzen Vollbart, dem herabwallenden Haupthaar und der modisch beißenden Hornbrille brachte es offenbar nicht übers Herz, das Glück der jungen Eheleute zu trüben. Er verlor zwar nicht absichtlich, ließ jedoch den nötigen Biß vermissen. Ein Hochzeitsgeschenk, wer weiß? Die Kombination freilich mußte Flear selbst finden, und er tat dies mit großem Geschick. Speelman hatte gerade 1.Lg4-d1 gezogen, und der frischgebackene Ehemann zog alle taktischen Register, Wanderer.
Speelman - Flear
London 1986
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Kein Drandenken, daß der australische Großmeister Ian Rogers nach 1.g5-
g6+ Le8xg6+ mit 2.Kb1-a1 die Retirade antrat. Statt dessen trumpfte er
mit dem Damenopfer 2.Dg2xg6+!! in bester Angriffsmanier auf. Den
originellen Schluß 2...Se7xg6 3.Th1xh5+ Lg7-h6 4.Th5xh6+ Kh7-g7
5.Tg1xg6# schenkte sich sein Kontrahent Arapovic dann allerdings doch.
Erstveröffentlichung am 12. Mai 2004
6. Mai 2017
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