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SCHACH-SPHINX/06266: Sorgenfalten eines Schiedsrichters (SB)


Man erinnert sich noch gut an den Mann, der bei der legendären Weltmeisterschaft von 1972 im isländischen Reykjavik die äußerst schwierige Aufgabe, Puffer zu sein zwischen den immer wieder von neuem aufgeworfenen Launen und Unmutsäußerungen von Bobby Fischer und Boris Spasski, mit vorbildlicher Selbstbeherrschung gemeistert hatte. Auch als sich dann 1978 und 1981 Viktor Kortschnoj und Anatoli Karpow in die Haare zu kriegen drohten, beruhigte er die Gemüter und sorgte so für einen einigermaßen reibungslosen Fortgang des WM-Kampfes. 1986 konnte Lothar Schmid ein wenig aufatmen. Zwischen Karpow und Garry Kasparow herrschte zwar auch eine knisternde Spannung, doch die beiden waren sich längst nicht so spinnefeind wie ihre Vorgänger. Schiedsrichter zu sein auf der höchsten Wettkampfebene war für ihn sicherlich keine göttliche Gnade, wohl aber eine Auszeichnung, um die er sich wie kaum ein anderer verdient gemacht hatte. Lothar Schmid hatte 1947 mit einem hundertprozentigen Ergebnis die Deutsche Jugendmeisterschaft gewonnen, später sowohl im Nah- als auch im Fernschach den Großmeistertitel errungen und sich mit zahlreichen Artikeln um die Verbreitung des Schachspiels Ehren erworben. Als Fernschachspieler war er im besonderen berüchtigt. Seine tiefen Analysen fanden immer wieder Lücken und Neuerungen in scheinbar ausgeforschten Varianten. Im heutigen Rätsel der Sphinx bereicherte er die Ben-Oni-Verteidigung um eine interessante Idee. Weiß am Zuge hatte zuletzt 1.h2-h4 gezogen, doch da stand die schwarze Stellung dank des von Schmid zuvor gefundenen Qualitätsopfers schon auf Gewinn, Wanderer!



SCHACH-SPHINX/06266: Sorgenfalten eines Schiedsrichters (SB)

Hayes - Schmid
Fernpartie 1954

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Die Schwäche der achten Grundreihe ließ sich mit 1.e5-e6! f7xe6 2.Lh3xe6+ Kg8-h8 3.Sd2-f3 Tc2xb2 wundervoll instrumentalisieren. Meister Gulko hatte nun zwar ein einigermaßen materielles Gleichgewicht hergestellt, doch nach 4.Sf3-e5 Dd8-f8 5.Db7xa7 Tb2-e2 6.Se5-f7+ Kh8-g8 7.Le6xd5 Te2-e7 8.Da7-d4! Df8-b8 - 8...Te7xf7 9.Ld5xf7+ Df8xf7 10.Dd4-d8+ und das Bauernendspiel ist für Weiß problemlos zu gewinnen - 9.Sf7-e5+ war die Niederlage nicht mehr abzuwenden. Gulko gab auf. Auf 9...Kg8-h8 10.Se5-g6+! h7xg6 11.Dd4-h4# wäre Matt gefolgt und 9...Kg8-f8 10.Dd4-f4+ Kf8-e8 11.Ld5-c6+ Ke8-d8 12.Df4-f8+ kostete Material.


Erstveröffentlichung am 25. Juli 2004

19. Juli 2017


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