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SCHACH-SPHINX/06336: Ungarisches Temperament (SB)


Ungarn gehörte schon früh im 20. Jahrhundert zu den stärksten Schachnationen der Welt, wofür beispielweise Charousek, Breyer und Maróczy verantwortlich zeichneten. Auch die beiden ersten Schacholympiaden von London 1927 und den Haag 1928 konnten von Ungarn gewonnen werden auf Grund ebendieser spielerischen Überlegenheit. 1936 landeten die ungarischen Großmeister wieder auf den ersten Platz. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg übernahmen andere Nationen, vornehmlich die UdSSR, den Spitzenplatz in den Mannschaftsmeisterschaften. Mittlerweile sind die Ungarn wieder an die Spitze zurückgekehrt, auch bei den Damen. So hält Zsusza Polgar den Titel der Damenweltmeisterin, und ihre jüngste Schwester Judit Polgar räumt auch bei hochrangigen Großmeisterturnieren ordentlich ab. Lange Zeit besaßen die Ungarn in Lajos Portisch einen Kandidaten auf dem Weltmeistertitel der Herren. Doch obwohl er in mehreren Kandidatenturnieren als Sieger hervorging, gelang ihm nie der Durchbruch zum höchsten Gipfel, nie konnte er den Weltmeister herausfordern. Trotzdem gehört Portisch, der am 4. März 61 Jahre alt wurde, immer noch zu den angesehensten Großmeistern der Welt, wenngleich Turniererfolge infolge seines Alters rar geworden sind. Beim Neujahrsturnier in Reggio Emilia fiel Portisch zwar auf den geteilten 9./10. Platz zurück und gewann nur eine einzige Partie, diese jedoch wurde dann mit dem Preis der schönsten Turnierpartie ausgezeichnet. Im heutigen Rätsel der Sphinx wird Portisch mit dieser Partie geehrt. Nachdem sein Kontrahent, der Amerikaner Nick de Firmian, zuletzt fehlerhaft 1...Dd5-d7? gespielt hatte, konnte der Ungarn mit einer schönen Gewinnkombination aufwarten. Also, Wanderer, wie entlud sich das ungarische Temperament?



SCHACH-SPHINX/06336: Ungarisches Temperament (SB)

Portisch - de Firmian
Reggio Emilia 1990

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Der Springerzug 1...Sd7-e5 sollte eigentlich ein Tempo gewinnen, da der Franzose Bricard drohte, den weißen Läufer auf c4, eine wichtige weiße Angriffsfigur, abzutauschen. Michael Adams ignorierte diese Drohung jedoch und spielte 2.Le3-d4!, was möglich war, da 2...Se5xc4 an 3.Df4-f6 Sc4-e5 4.Ta1-e1 scheiterte. Bricard verstärkte daher mit 2...Lf8-g7 die Abwehrkraft seiner Königsstellung. Doch die neuentstandene Schwäche - ungedeckter Turm auf e7 - erlaubte eine hübsche Siegeskombination nach 3.Ta1-e1 Da5-c7 4.Df4-h4 h7-h6 5.Sg5xf7! Te7xf7 6.Lc4xf7+ Kg8xf7 - 6...Se5xf7 7.Te1-e8+ - 7.Dh4-f4+ Kf7-e6 8.Te1xe5+ und Schwarz gab auf, da 8...Lg7xe5 9.Tf1-e1 zum baldigen Matt geführt hätte.


Erstveröffentlichung am 3. Oktober 2004

27. September 2017


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