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SCHACH-SPHINX/06338: Den Drachen aus der Höhle vertrieben (SB)


Die Drachenvariante gehört zu den kompliziertesten Systemen in der Sizilianischen Verteidigung, und insbesondere der Jugoslawische Angriff erfordert vom Nachziehenden äußerstes Fingerspitzengefühl und die Wahl exakter Züge ohne Tempoverlust. Ansonsten fällt er dem Sturm unwiderruflich zum Opfer. Ein großer Verfechter der Drachenvariante war der dänische Großmeister Bent Larsen, und selbst Garry Kasparow kehrte seiner von ihm so hochgeschätzten Najdorf-Variante bei seinem New Yorker Weltmeisterschaftskampf gegen den Inder Viswanathan Anand den Rücken zu und schürte das Drachenfeuer. Trotz dieser weltmeisterlichen Empfehlung findet der Drachen unter der Schachelite wenig Verbreitung. Daran haben Versuche englischer Meister, den Drachen zeitgemäß zu verstärken, nichts ändern können. Indes greifen mittlere Chargen gerne zu dieser verstaubten Angriffsformation. Die Partie entwickelt sich rasch zu einer Gratwanderung zwischen Scylla und Charybdis. Im heutigen Rätsel der Sphinx aus dem Turnier in Sansibar 1989 ließ sich Meister Muhsin von seinem Kontrahenten aus Kenia allerdings nicht in die Fänge des Drachen kriegen. Als Drachentöter erwarb er sich auf dem Turnier alle Ehren. Nun, Wanderer, wie trieb Weiß die Lanze in die Höhle des Ungetüms?



SCHACH-SPHINX/06338: Den Drachen aus der Höhle vertrieben (SB)

Muhsin - Kempe
Sansibar 1989

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Nur selten hat Garry Kasparow so jenseits von gut und böse gespielt wie in seiner Partie gegen Boris Gulko. Das Figurenopfer 1.Sc3xb5?! war jedenfalls völlig gegenstandslos und im Grunde schon der Verlustzug. Gulko schmetterte alle Versuche von Kasparow, Komplikationen heraufzubeschwören, elegant ab: 1...Se5xd3 2.Dd1xd3 a6xb5 3.Tf1-d1 Lf8-e7 4.Dd3xb5+ Dd8-d7 5.Db5-b3 Lb7xe4 6.Sd4-f5 Le4-d5 7.Sf5xg7+ Ke8-f8 8.Db3-h3 h7-h5 9.Dh3-g3 Kf8xg7 - das war ohne Gefahr möglich - 10.Lg5xf6+ Kg7xf6 11.Td1-d4 Le7-d6 12.Dg3-c3 Kf6-g6 und Kasparow hatte sein Pulver verschossen und gab auf. Auch die besten Großmeister können einmal irren!


Erstveröffentlichung am 5. Oktober 2004

29. September 2017


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