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SCHACH-SPHINX/06362: Der Kieler Kronprinz (SB)


Es hat keinen Schachspieler gegeben, der wie Alfred Brinckmann dem Schach in seiner Heimatstadt Kiel solch große Dienste geleistet hat. Mit unermüdlichem Eifer trieb er die Verbreitung des Königlichen Spiels voran, sorgte sich um die Förderung junger Talente, organisierte Turniere, kurzum: Brinckmann hatte sich mit Haut und Haar dem Schach verschrieben und es nie bereut. Sein Stil war gekennzeichnet von wildem Angriffsspiel. Stets suchte er Positionen herbeizuführen, die dem taktischen Element den Vorzug gaben, wo Scharfsinn gepaart mit trefflicher Berechnung den Sieg erzwangen. Mehr als ein halbes Jahrhundert lang nahm er aktiv an Turnieren teil. Seine Laufbahn begann 1910 mit dem Hauptturnier des Hamburger Kongresses des Deutschen Schachbundes und endete beim internationalen "Johannes- Metger-Gedenkturnier" der Kieler Schachgesellschaft in Kiel 1961. Nur ein Ziel hatte er nie erreichen können, nämlich Deutscher Meister zu werden. Dafür fehlten ihm schließlich die nötigen Reserven für seinen kompromißlosen Stil. Viel zu rasch verbrauchte Brinckmann seine Kräfte in den ersten Runden, so daß er in den Schlußpartien unter Niveau spielte, keine Attacken mehr reiten konnte und andere, besonnenere Köpfe an sich vorbeiziehen lassen mußte. Sein bedeutendster Erfolg auf internationaler Ebene war sein Sieg in Berlin 1927 vor Efim Bogoljubow, Aaron Nimzowitsch, Friedrich Sämisch, Carl Ahues und Jacques Mieses. Im heutigen Rätsel der Sphinx konnte der Kieler Meister den Bruder der Dresdner Meisterin Edith Keller-Hermann, Rolf Keller, mit einer hübschen Schlußkombination in die Knie zwingen. Einziger Schönheitsfehler war, daß es statt 1.f5-f6 Tb8xb3 2.Tg3xg7+ Kg8-h8 3.a2xb3 d4xc3 4.Tg7xf7 Tf8-g8 5.Td1-d8! Tg8xd8 6.Tf7-h7+ einen kürzeren Weg zum Sieg gab. Also, Wanderer, was hatte der vom Kampf ermüdete Brinckmann übersehen?



SCHACH-SPHINX/06362: Der Kieler Kronprinz (SB)

Brinckmann - Keller
Bad Oynhausen 1939

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Zum Schwarzärgern hatte der indische Großmeister Viswanathan Anand in der Tat allen Grund, denn nach 1...Le5-d4! 2.Se3-d1 Ld4xf2+ 3.Sd1xf2 Dd3-g3 4.Te1-e2 Sc4-e3 hätte sein Kontrahent Michail Adams dem Matt nicht mehr entrinnen können.


Erstveröffentlichung am 29. Oktober 2004

23. Oktober 2017


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