Schattenblick → INFOPOOL → SCHACH UND SPIELE → SCHACH


SCHACH-SPHINX/06569: Tarraschs Ratschluß (SB)


Seit den Tagen, als ein Siegbert Tarrasch mit einer sehr dogmatischen Vorstellung von der Beherrschung des Zentrums den Rohrstock schwang, gilt das angenommene Damengambit als mehr oder weniger minderwertig. Die Preisgabe des Zentrumsfeldes e4 ließ ihn kräftig zur Feder greifen. Hier noch eines seiner milderen Urteile: "Da der Gambitbauer nicht zu verteidigen ist, so hat es keinen Zweck, das 'Gambit' mit 2...d5xc4 anzunehmen, denn damit gibt Schwarz nur das Zentrum auf und verliert ein Tempo." Schwarz hat es in der Tat nicht leicht, mit der Mobilisierung seiner Bauernmajorität auf dem Damenflügel zu gleichwertigem Gegenspiel zu kommen. Über die Jahrzehnte sind immer wieder recht verwickelte Systeme ersonnen worden, um der weißen Zentrumsmacht über den Flügeln entgegenzuwirken. Die Erfolge halten sich in Grenzen. Zumeist ist es Weiß, der mit anhaltender Initiative die stärkeren Drohungen aufstellt. Auch im heutigen Rätsel der Sphinx aus dem Tschigorin-Gedenkturnier in St. Petersburg war die schwarze Gegenwehr an der größeren Dynamik des weißen Zentrums gescheitert. Der armenische Großmeister Akopjan nutzte diese Überlegenheit für eine Jagd auf den schwarzen König, und dabei spielte der weiße Königsbauer eine wichtige Rolle, Wanderer. Man mag denken, was man viel, trotz seiner verknöcherten Ansichten hatte Tarrasch nicht immer Unrecht.



SCHACH-SPHINX/06569: Tarraschs Ratschluß (SB)

Akopjan - Iwanow
St. Petersburg 1994

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
In der Hast übersah Iwantschuk, daß er mit 1.Se2-f4+! Sg6xf4 2.g3xf4! Se4-c3 3.a2-a3 Sc3-b1 4.Lg5-f6 Sb1xa3 5.Lf6xd4 ohne große Probleme ein Remis hätte herbeiführen können.


Erstveröffentlichung am 22. Mai 2005

19. Mai 2018


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang