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SCHACH-SPHINX/06611: Gefrorene Seelen (SB)


Frost lief durch die Straßen Moskaus, und grimmige Winde und Schneegestöber mit Eiszapfen an den Dachrinnen und gefrorenen Pfützen auf den Gehwegen gaben das Ambiente, als in ebendiesen Dezembertagen die Welt in Moskau zur Schacholympiade zusammenkam. So stur wie der Winter um diese Zeit die Stadt heimsuchte, so stur verweigerte sich auch Garry Kasparow dem Spiel. Obwohl er für das Spitzenbrett des Rußland-Teams vorgesehen war, ging er lieber anderen Dinge nach: beispielsweise dem damaligen FIDE-Präsidenten Campomanes vor den Augen der Öffentlichkeit die Hände schütteln. Seine Begründung für sein Fernbleiben, für die Brettflucht war simpel. Gegen schwächere Gegner wolle er sich nicht - verausgaben. Da ließ er lieber seine Adjutanten zu Werke gehen in den ersten vier Runden und wärmte sich am Applaus und Lächeln der Zuschauer, die auf seinen ersten Auftritt warteten. Als er dann auf Drängen seiner Kameraden den Weg zurückfand zu den Schachfiguren, borgte er sich von Caissa zwei Remisen. Doch die Göttin hatte kein Wohlwollen mehr mit Kasparow, der so wenig Dienst und schuldigen Respekt gezeigt hatte und schickte ihm in der siebten Runde den Bulgaren Topalow, ihren Rächer! Und er rächte, wie man eine Göttin rächen mußte, der man nur eine geteilte Aufmerksamkeit entgegenbrachte. Zu diesem Zwecke schlug sie Kasparow im heutigen Rätsel der Sphinx beim 22. Zuge mit Blindheit, so daß er statt der remisvollen Fortsetzung 22...Tc3xg3 zum winterstarren, kalten, unbehaglich-verlustreichen 22...Se5-c4? griff, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/06611: Gefrorene Seelen (SB)

Topalow - Kasparow
Moskau 1994

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Es wird wohl für immer ein Rätsel bleiben, warum Ljubojevic mit 1...Sc4xd2?? 2.Te1xe5+ Ke8-d7 3.Df2xd2+ Kd7-c7 4.Th8xf8! Tc8xf8 5.Te5- e7+ Kc7-c6 - 5...Kc7-b6 6.Dd2-d6+ Kb6-a7 7.Dd6-d5 oder 6...Lb7-c6 7.Dd6-c7+ - 6.Sg3-e4 sich selbst so fürchterlich zum Richtplatz brachte.


Erstveröffentlichung am 3. Juli 2005

30. Juni 2018


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