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SCHACH-SPHINX/06698: Sieg ist nicht gleich Sieg (SB)


Acht Jahre nach seiner Enthronung durch den Amerikaner Bobby Fischer fühlte sich Boris Spasski moralisch wieder gewappnet genug, um erneut nach der Krone zu greifen. Inzwischen saß Anatoli Karpow auf dem Königsstuhl. Nachdem Spasski sich in den Vorrunden und Zonenturnieren und dergleichen durchgesetzt hatte, traf er im Kandidaten- Viertelfinale auf den ungarischen Großmeister Lajos Portisch. Ein Match über 14 Partien wurde anberaumt, und zwar im sonnenheißen Mexiko City und teilweise auch im ungefähr 100 Kilometer entfernten Jalapa. Spasski hatte sich hervorragend auf seinen Kontrahenten vorbereitet, aber nicht gut genug, denn gleich in der ersten Wettkampfpartie zog er den kürzeren. In den nächsten acht Partien beharkten sich beide von allen Seiten, aber das Kräftemessen endete stets in einem Remis. Erst in der neunten Partie konnte Spasski aus seiner glänzenden Vorbereitung und Seelengefestigkeit Kapital schlagen. Im weiteren Armdrücken gab es keinen Sieger. Bedauerlicherweise, und das war auch der Grund, weswegen Spasski unverrichteterdinge wieder nach Hause fahren mußte, hatte er die erste Partie mit den weißen Steinen verloren, die neunte mit Weiß gewonnen. Portisch gewann also das Viertelfinale, denn nach den damaligen Statuten entschied nicht ein Stichkampf, sondern der mit der besseren Bewertung gewann, und Portischs Schwarzsieg zählte eben mehr. Das heutige Rätsel der Sphinx zeigt die Stellung jener entscheidenden Partie. Spasski hatte die Qualität geben müssen, besaß aber einige Angriffschancen. Leider war Portisch am Zuge und machte alle Träumerei zunichte, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/06698: Sieg ist nicht gleich Sieg (SB)

Spasski - Portisch
Mexiko City 1980

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Der Zug 1...b6-b5! war von langer Hand und tiefem Sinn vorausgeplant gewesen, denn er führte ganz klar und unmißverständlich zu einer im voraus berechneten Gewinnstellung nach 2.Sc3xb5 Lb7xd5 3.Sb5-c3 Ld5-e6 4.Kh1-g1 La3-b4. Weiß gab auf, da einer von den beiden schwarzen Freibauern das Rennen macht.


Erstveröffentlichung am 28. September 2005

27. September 2018


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