Vlastimil Hort war nie ein ausgesprochener Freund der Königsbauer- Eröffnungen gewesen. Seine Vorliebe galt den geschlossenen Systemen nach 1.d2-d4 und 1.c2-c4. Hin und wieder allerdings, wohl auch, um seine Turnierkonkurrenz zu überraschen, wählte er den Zug 1.e2-e4. So auch in Wijk aan Zee 1982 gegen den ungarischen Großmeister Zoltan Ribli. Hort war in Kampfstimmung und wußte, daß sein Kontrahent zur Sizilianischen Verteidigung greifen würde. Ein Duell auf hoher Ebene bahnte sich an. Ganz so glücklich war Hort nach der Partie über seine Wahl freilich nicht gewesen. Hier zeigte sich, daß Erfahrung zumeist auf vertrautem Boden wächst und Kenntnisse nicht zwangsläufig von einem Gebiet aufs andere übertragen werden können. Diese Lektion zahlte Hort mit einer empfindlichen Niederlage. Ribli, ein berüchtigter Sizilianer, nutzte Horts unpräzise Züge geistreich aus und erlangte rasch handfeste positionelle Vorteile. Schließlich, weil Hort mehr Bedenkzeit verbraucht hatte, als ihm lieb war, unterlief ihm zuletzt ein gravierender Fehler im heutigen Rätsel der Sphinx mit 1.e4xf5? Also, Wanderer, wie strauchelte Hort auf unbekanntem Terrain?
Hort - Ribli
Wijk aan Zee 1982
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Solche Glanzzüge wie 1.Te1-e7!! sind bei Karpow zwar etwas seltener
als bei seinen angriffslustigeren Großmeisterkollegen, aber zuweilen
gewinnt er eben nicht nur in einem zähen Endspielgefecht. Der Turm war
tabu, denn nach 1...Dc7xe7 2.Df3-a8+ Kc8-c7 3.Da8-a7+ bliebe Sax nur
die Wahl zwischen Damenverlust 3...Kc7-c8 4.Da7xe7 oder Matt 3...Kc7-
d8 4.Da7-b8# Retten konnte sich der ungarische Großmeister indes auch
mit 1...Td6-d1+ nicht mehr: 2.Kc1xd1 Dc7xe7 3.Df3-a8+ Kc8-c7 4.Da8-a7+
Kc7-d6 5.Da7-b6+ und Schwarz gab auf wegen des drohenden Matts 5...Kd6-
e5 6.Db6-d4+ Ke5-e6 7.La4-b3#
Erstveröffentlichung am 26. Dezember 2005
25. Dezember 2018
Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang