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SCHACH-SPHINX/06857: Wiener Verteidigungskunst (SB)


Nachdem Berlin im 19. Jahrhundert tonangebend war in allen deutschsprachigen Landen in puncto Schach, reifte ab der Jahrhundertwende allmählich in Wien eine neue Generation von Schachmeistern heran, deren Prinzipien auf einem anderen Boden wuchsen. Statt des bedingungslosen Angriffsspiels entwickelte sich in Wiener Schachkreisen der Gedanke der Verteidigungskunst. Neue Wege wurden gesucht, um speziell dem Nachziehenden bessere Chancen im Kampf um die Eröffnungsinitiative zu sichern. Meister wie Réti, Grünfeld und im besonderen Schlechter analysierten die Partien ihrer Vorgänger und schufen effiziente Konzepte. Schlechter war berühmt für seinen eisernen Willen. Ihn zu besiegen galt als große Sensation. Nicht vielen sollte es gelingen. Treffpunkt städtischen Schachlebens war das Cafe "Central". Nach dem Tode ihrer großen Wortführer geriet auch die sogenannte Wiener Schachschule mehr und mehr in Vergessenheit und wurde von Ideen dominiert, die von Rußland aus die internationale Schachszene eroberten. Im heutigen Rätsel der Sphinx traf je ein Vertreter dieser konvergierenden Spielauffassungen aufeinander. Es sollte sich jedoch zeigen, daß der russische Angriffsgeist vom Ansatz her solider begründet war. Alexander Aljechin, der die weiße Steine führte, konnte den Wiener Meister Ernst Grünfeld mit seinen beiden nächsten Zügen sehr in Verlegenheit bringen, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/06857: Wiener Verteidigungskunst (SB)

Aljechin - Grünfeld
Semmering 1926

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Sieben Niederlagen waren Lehrgeld genug. In der achten Partie machte Peter Leko die Abrechnung mit 1...d4-d3! 2.Lc2xd3 Se3xf1 3.f5xg6 Lg7- d4+ - auf diese Pointe kam es beim Bauernzug an - 4.Kg1-h1 Df7-f2 und Alexej Schirow gab auf. Nach 5.Dh3-e6+ Kg8-h8 bzw. 5.g6xh7 Kg8-h8 stünde der schwarze König sicher, während es der weißen Majestät an den Kragen ginge.


Erstveröffentlichung am 6. März 2006

5. März 2019


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