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SCHACH-SPHINX/07111: Personenbezogene Signatur (SB)


In den 1920er Jahren untersuchten die Psychologen Djakow, Petrowski und Rudik ein Dutzend Großmeister auf ihren individuellen und damit einhergehend auf ihren diffenzierenden Spieltyp hin. Interessant ist nun, daß sie neben der Einteilung in Pedanten und Phantasten bzw. in positive und poetische Naturen herausfanden, daß im wesentlichen nicht die kombinatorischen Fähigkeiten den Ausschlag ihrer jeweiligen Meisterstärke gaben, sondern vielmehr die Befolgung und Anwendung gewisser Prinzipien, die sie durch eine jahrelange Schmiedearbeit für sich entwickelt hatten. Die Taktik war also immer nur das technische Beiwerk einer in strategischen Bahnen geläuterten Spielauffassung. Man kann daher durchaus von einer charakterlichen Ausprägung sprechen, die sich durch das Spiel zumal der Großmeister zieht. Gewinnfolgen zu berechnen, gehört zur Schulung des Verstandes und des Auges. Aber die Spielführung selbst und das Ersinnen der strategischen Pläne gründen sich nahezu unverwechselbar auf dem empirischen Wissen von Einzelpersönlichkeiten, die kein Richtmaß einigen und keine Doktrin fassen kann. So ist in jeder Partie, wie dominant auch immer, die Signatur jedes Spielers enthalten. Erst im taktischen Bereich gleichen sich die Denkprozesse an. Und so ist es auch leicht möglich, die Gewinnkombination von Schwarz im heutigen Rätsel der Sphinx aus der Stellung herauszulesen, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/07111: Personenbezogene Signatur (SB)

Müllner - Monostori
Fernpartie 1982

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Zweckreinheiten sind menschlos geworden im Idealen, das menschlich Unvollkommene ist greifbar nur im Banalen: Nach 1.f3-f4? folgte 1...c3- c2+! 2.Kb1xc2 Dd6-c6+ 3.Kc2-d3 Tb8-c8 und Weiß gab auf wegen der denkbaren Folge 4.Te4-e2 Dc6-c4+ 5.Kd3-d2 Dc4-b4+ 6.Kd2-d3 e5-e4+ 7.Te2xe4 Db4-c4+ usw.


Erstveröffentlichung am 16. November 2006

6. Dezember 2019


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