Freche Sprüche, übertriebener Ernst, vermischt mit Halbverdautem aus der Philosophie, hier und da einige Brocken Spott, Geziertheit und omnipotente Darstellungssucht bilden die Narrenkappe von Franz Gutmayer. Man vernehme folgendes aus seinem Mund: "Man muß genau wissen, wie man selbst steht und wie der Gegner steht, ehe man nur einen Finger rührt, oder man macht nur Dummheiten und stürzt sich kopfüber in Unglück und Verderben. Weiß man es nicht, so ist man Maulwurf, Blindschleiche, Schleiereule und geht an dieser Blindheit hundertmal eher zugrunde, als einem auch nur einmal zufällig etwas glückt. Diese Blindheit für die kausalen Verknüpfungen und Verknotungen am Schachbrett ist denn auch das große Erbübel des Schächers, seine eigentliche Todeskrankheit. Mit Blindheit geschlagen sein, sein sprichwörtlicher Fluch." Ach, wie sich die Gedärme doch rühren bei diesen Worten! Eine kleine Leseprobe ersetzt einen langen Verdauungsspaziergang. Doch nun im Ernst gesprochen, Wanderer. Im heutigen Rätsel der Sphinx war Weiß mit der sprichwörtlichen Schachblindheit geschlagen, als er mit seinem letzten Zug 1.Sf3xe5? der eigenen Katastrophe den Weg ebnete.
Wegan - Uth
Fernpartie 1981
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Die Stellung lag wie eine sanfte ruhige Wiese vor unserem Schachfreund
Hase, und ungehetzt von der jagenden Wölfin Zeit fand er die
Gewinnkombination in aller Seelenruhe: 1.La5xc7+! Kb8xc7 2.b5-b6+ Kc7-
b8 3.Da4xa7+ Kb8-c8 4.c5-c6! Se5xc6 5.Sd4xc6 Lf8-d6 - ein rettendes
Zwischenspiel? - 6.Tb1-c1! - Nein! - 6...Td8-g8 7.Sc6-e7+ Kc8-d8 8.Se7-
f5! und Schwarz gab auf, nachdem er sich überzeugt hatte, daß weder
8...Sf6-d7 9.Da7xb7 noch 8...h4xg3 9.Da7-a8+ Kd8-d7 10.Da8xb7+ Kd7-e6
11.Sb3-d4+ Ke6-e5 12.f3-f4+ g5xf4 13.Sd4-f3+ Ke5-e6 14.Sf5-d4# Rettung
versprachen.
Erstveröffentlichung am 7. Dezember 2006
27. Dezember 2019
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